Nach der sogenannten dunklen Nacht der Menschheit, als die ganze Welt aus den Fugen geriet, begreifen einige besonders einflussreiche Persönlichkeiten, dass das menschliche Geschlecht wohl versagt hat.
Es wird entschieden einigen der forschrittlichsten Roboter der neuen Zeit, mit der Neuorganisation der Welt zu betrauen. Tatsächlich kann dadurch so einiges bewirkt werden. Im Mittelpunkt dieser (tiefgründigen) Science Fiction Geschichte, steht der Protokollführer Jenks, welcher völlig unerwartet in einen gefährlichen Sumpf aus Fanatismus, Habgier und Terror schlittert, als er in den Besitz eines ganz besonderen Schlüssels gerät.
Gemeinsam mit Robotern und Menschen versucht er das Schlimmste abzuwenden. Wird es ihm wohl gelingen, alles zum Guten zu wenden?
(diese Geschichte entstand aus einigen Gedanken, die mein Mann und ich uns über eine neue Weltordnung machten. Tatsächlicht stellten wir erst später fest, dass es sogar gewisse Organisationen gibt, die sich genau mit den gleichen Gedankengut auseinandersetzen).
Protokoll Nr. 1
Eine neue Welt
Ich lebe hier in einem der höchsten Häuser der Stadt. Die Stadt hat sich verändert, seit sich in den Regierungsstrukturen so viel gewandelt hat. Sie sind alle hochmodern, mit allem Komfort, den es in der heutigen Zeit braucht. Die meisten von ihnen bestehen aus glänzendem Metall und durchschimmerndem Glas, welches manchmal wie ein Regenbogen schillert. Die Oberfläche der Bauwerke ist nanoflexibel. Wenn irgendwo ein Schaden entsteht, sorgen die Nano Kollektoren dafür, dass sich die Gebäude selbst reparieren, doch auch reinigen können. Doch die Häuser sehen nicht aus, wie die mächtigen Wolkenkratzer von einst. Sie sind vielmehr einem Hundertwasserhaus (Hundertwasser ist ein weltbekannter Künstler) nachempfunden, ohne gerade Linien. Alles wirkt bewegt und die Mauern sind manchmal bunt eingefärbt. Ebenso wie das Glas. Bunte Gemälde und Mosaike, schmücken die Innenwände. Die Bauweise ist wirtschaftlich und nachhaltig, um die Umwelt nicht unnötig zu belasten.
Ich lebe noch nicht so lange hier in diesem Haus, dessen gewölbtes Dach, blau wie der der Himmel leuchtet. Erst seit ich meine Stelle als Beobachter und Protokollführer erhielt. Ich wurde ganz besonders dafür ausgebildet und habe in so manches den Einblick. Meine Aufgabe ist es, die Qualität und den Lebensstandard eines jede zu sichern, indem ich über alles Bericht erstatte. Ich habe sehr viel Wissen, das ich mir im Laufe der letzten Jahrzehnte, angeeignet habe. Alles ist heut vernetzt, man kann überall unendlich viele Informationen abrufen. Die Roboter haben mit der Zeit immer mehr die Führung der Welt übernommen.
Es war in der grossen, dunklen Nacht der Menschheit. Alles geriet damals ausser Kontrolle. Die Sonne wurde tagelang verdunkelt von all dem Schmutz, den die Menschen durch ihre Fabriken und die umweltschädliche Gewinnung ihrer Rohstoffe ausstiessen. Die Meere drohten auszusterben, von all dem Öl, all den Abfällen, all den Chemikalien, die sie verschmutzten.
So oft haben die mächtigsten Regierungen Monopoly und Roulette mit der Welt und ihren Ressourcen gespielt, die Schere zwischen Arm und Reich wurde immer grösser. Gar Grundnahrungsmittel wurden teurer und teurer. Die Menschen bereicherten sich auf alle erdenklichen Arten. Die Korruption nahm zu und in einigen Ländern stieg die Kriminalität auf bis zu 200% an. Immer wieder wurde über die Energiewende diskutiert, doch niemandem war es wirklich ernst damit, denn die Habgier siegte leider viel zu oft. Die technischen Errungenschaften in den wohlhabenderen Ländern, stiegen zeitgleich an und die ersten Hilfsroboter wurden von einigen besonders qualifizierten Menschen erschaffen.
Je mehr die Technik sich entwickelte, umso besser wurden die Roboter. Ein jeder von ihnen, wurde für seine ganz eigenen Aufgabenbereiche geschaffen. Ihre Datenbanken unterschieden sich und somit auch langsam ihre Charaktere, wenn man dem so sagen kann. Einige der besonders fortschrittlichen Roboter, wurden nun auch immer mehr von den höchsten Regierungsvertretern als Ratgeber und als Begleiter bei wichtigen Regierungsgeschäften beigezogen. Denn die Roboter waren den Menschen in mancherlei Weise überlegen: Sie kannten z.B. keine Habgier, keine Geltungssucht, keinen Hass, keine Korruption, keine körperlichen Beeinträchtigungen und noch vieles mehr. Mit der Zeit gab es sogar Philosophie- Roboter, welche sich besonders mit philosophischen Fragen auseinandersetzten, Ethik Roboter, welche sich darum bemühten, die ethisch- menschenrechtlichen Gesetze aufrecht zu erhalten und zu vertreten, Roboter die sich mit Naturschutz und Nachhaltigkeit befassten, Wissenschaftsroboter, Sozialroboter, welche ganz besonders emphatisch programmiert waren, oder gar Roboter, welche auf Religionen und deren Lehren spezialisiert waren. Einige waren für besondere Handwerke ausgebildet, einige für andere Themenbereiche. Es gäbe noch so endlos viel aufzuzählen. Doch das würde zu weit führen.
Protokoll Nr. 2
Adam
Jedenfalls in jener dunklen Nacht der Welt, mussten die Menschen immer mehr erkennen, dass sie eigentlich versagt hatten. Die Erde stand vor dem Untergang. Es gab immer mehr Naturkatastrophen, beinahe 2/3 Der Menschen starben aus. Es wurden mehr und mehr Roboter gebaut, um die schlimmsten Lücken zu füllen und die Menschen, mussten mit Erstaunen feststellen, dass diese ihre Arbeit teilweise besser machten, als sie selbst.
Ein weltweiter Krisenrat wurde einberufen und einige der wichtigsten Roboter und Menschen wurden um Rat ersucht. Damals gab es einen ganz besonderen Roboter, der aus allen herausstach. Er hiess interessanterweise Adam und war ein einzigartiges Modell. Ein besonders kluger Mann namens Salomon Whright gebaut und hatte eine einzigartige Kapazität an Wissen über die wichtigsten Bereiche des Lebens: Umwelt, Technik, Ethik, Wirtschaft Psychologie usw. Er galt wie sein ERbaurer, als weise und vorausschauend. Oft vergass man fast, dass er ein Roboter war. Die Regierungsvertreter waren beeindruck von der einzigarte Schöpfung, die ihnen hier präsentiert wurde und staunten über Adams Vorstellungen davon, wie man die Welt retten könnte. In tiefster Verzweiflung beschlossen sie deshalb, Adam zusammen mit einer Crew anderer Roboter und Menschen, mit der Rettung der Welt zu betrauen. Adam bekam ganz besondere Befugnisse. Seine Speicherkapazität war beinahe unbegrenzt und er lernte alles, was er für seine Aufgabe brauchte. Er war es, welcher die Welt schliesslich zu dem machte, was sie heute ist…
Die hohen Regierungsvertreter eines jeden Landes der Welt, entschieden einstimmig, dass die Roboter die Organisation übernehmen sollten. Tatsächlich erfüllten Adam und seine Getreuen ihre Arbeit aussergewöhnlich gut. Sie strukturierte alles um, ohne dabei an sich zu denken, denn Roboter besitzen solche Schwächen nicht. Ausserdem waren in ihnen feste Gesetze verankert, die sie nicht zu übertreten im Stande waren. Eines der wichtigsten war, die menschliche Art zu erhalten und keinem lebenden Wesen Gewalt anzutun. Es wurden verschiedenste wichtige Massnahmen ergriffen. Hunderte von Robotern arbeiteten Tag und Nacht, um alles wieder aufzubauen. Geld spielte keine Rolle. Die Rohstoffe die benötigt wurden, wurden zu Verfügung gestellt und verarbeitet, ohne dass jemand dadurch reich wurde. Adam schuf eine neue Weltordnung, worin alle Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend, Lebensmittel bekamen. Niemand hatte mehr ein Monopol auf gewisse Güter. Die Roboter verwalteten alles, unterstützt durch die Menschen. Neue Energiegewinnungs- Strategien wurden entworfen. Der Co2 Ausstoss wurde durch neu gebaute Fabriken und umweltfreundlichere Motorfahrzeuge, merklich reduziert. Es wurden gewaltige Maschinen gebaut, die die Meere durchkämmten und den Abfall darin einsammelten. Biologieroboter begannen mit der Wiederansiedelung verschiedenster ausgestorbener Lebensformen und dadurch kehrten auch andere Lebensformen wieder in die Gewässer zurück. Es wurden strengere Gesetze zur Chemikalien Entsorgung erlassen. Eine Gruppe aus Pollizeirobotern, die mit menschlichen Polizisten zusammenarbeiteten, schauten, dass die Gesetze auch eingehalten werden. Neue Bauweisen wurden von Architekturrobotern entworfen. Es gab keine Börse mehr im herkömmlichen Sinn, Grundnahrungsmittel wurden überall gleich gehandelt. Rohstoffe gerecht und dem Bedarf entsprechend aufgeteilt.
Natürlich hatten nicht alle an dieser neuen Ordnung ihre Freude, besonders jene, die sich zuvor auf verschiedenste Weisen bereichert hatten. Doch die meisten erkannten, dass Adam auf dem richtigen Weg war. Jedenfalls macht es mir den Eindruck wenn ich so mit den verschiedenen Leuten spreche.
Das Schöne war, dass wieder ganz neue Handwerke auflebten. Ein jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben etwas zu arbeiten, dass seinen Talenten entsprach. Es waren ja nicht mehr viele Menschen, manches wurde von Robotern übernommen. Doch Adam begriff in seiner Weitsicht, dass Menschen Arbeit brauchten, um sich glücklich zu fühlen. Sie hatten nun auch alle genug zu essen. Die Roboter brauchten kaum etwas, ausser vielleicht mal eine Revision, oder ein Update ihren Aufgaben entsprechend. Sie brauchten weder essen noch trinken noch Kleidung und so wurden von ihnen auch immer wieder neue Modelle gebaut. Die Menschen hatten ihre körperlichen Grenzen, brauchten ihre Freizeit. Die Roboter brauchten das alles ebenfalls nicht. So schaffte es Adam im Laufe von Jahrzehnten, die Welt wieder einigermassen ins Lot zu bringen und noch heute sind wir alle darum bemüht Robotopia, wie ich es gerne nenne, mehr und mehr zu perfektionieren… aber halt! Was geschieht da! Es tut mir leid, ich muss kurz mit schreiben aufhören…
Protokoll Nr. 3
Der Anschlag
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder weiterschreiben konnte. Es hat sich die letzte Zeit so viel ereignet und ich muss nun nach und nach alles davon aufschreiben. Es ist etwas geschehen, dass wir niemals für möglich gehalten hätten. Wir lebten nun schon so lange friedlich zusammen. Menschen und Roboter arbeiteten Hand in Hand. Doch dann geschah es! Es war vor ein paar Tagen. Ich war damals gerade das letzte Protokoll am Schreiben, als ich auf einmal einen lauten Knall hörte. Ich befand mir zu jener Zeit im Büro meines Wohnhauses und schaute nach draussen. Von meinem Fenster aus, hat man einen wunderbaren Blick auf Robotopia. Ich schaue immer gerne hinaus. Es ist seltsam, irgendwie berührt mich der Anblick dieser grossartigen Stadt und manchmal fühle ich eine seltsame Regung in mir. Eine Regung, die mir bisher unbekannt war. Ich bin irgendwie stolz, auf das was wir geschafft haben. Obwohl Stolz ist, wie alles was man empfinden kann, ein komplexer Vorgang, ein Vorgang, der nicht so einfach zu erklären ist. Viele Faktoren wirken dabei mit, mechanische und chemische. Eigentlich sind alles chemische Vorgänge, die im Hirn stattfinden. Obwohl es viele Menschen gibt, die das nicht gerne nur auf solche Dinge reduziert sehen wollen. So z.B die Liebe oder die Hingabe, sie glauben dahinter verberge sich etwas Höheres, sie nennen es Seele. Für mich etwas fragwürdig und doch eine interessante These, die es sicher mehr zu erforschen gilt. Der Gedanke dieses Seelen- Dings, kann manchmal zu seltsamen Auswüchsen führen, das musste ich gerade feststellen. Ich hörte also den lauten Knall und blickte in die Richtung von der er kam. Es kam aus der Richtung, wo Adam seinen Hauptsitz hat. Ein noch höheres Gebäude als dieses hier, aber noch viel reicher verziert. Ich war schon mal dort drin. Alles ist voll mit Kunstschätzen aus allen Epochen und von verschiedensten Künstlern. Die Wände scheinen auf den ersten Blick weiss zu sein, doch sie schillern irgendwie je nach Lichteinfall anders.
Adam hat grössten Respekt vor den Errungenschaften und der Kreativität der Menschen und er fördert diese wo auch immer es geht.
Weil er sich so darum bemüht die Menschen glücklich zu machen, was ja die Aufgabe eines jeden Roboters ist, konnte ich nicht begreifen, was ich damals erlebte. Ich konnte leider zu wenig gut sehen und ging dann hinauf aufs Dach des Hauses. Wie ich sagte, ist diese blau wie der Himmel, doch es hat dort oben auch viele Pflanzen, vorwiegend Gemüse und Salate. Viele Dächer besitzen diese Gärten. Man nennt diese Art der Anpflanzung Urban Gardening. Sehr platzsparend und nützlich. Die Planzen wachsen jedoch nicht in Erde, sondern auf einem besonderen Gel, dass alles Nährstoffe beinhaltet. Es gibt auch in jedem Haus ein paar Urban Gardener, die sich um alles kümmern. So hat eigentlich jedes Gebäude seine eigene, kleine Anpflanzung und es ist immer genug Essen da. Natürlich gibt es auch noch Felder, doch die Erde ist an vielen Orten nicht mehr sehr fruchtbar.
Aber ich will weiter von dem berichten, was sich an jenem Tag an Schlimmem zutrug. Ich ging also hinauf aufs Dach und von dort konnte ich das Regierungsgebäude von Adam sehen. Eine dunkle Rauchsäule stieg von dort auf und ich sah, dass ein Teil des obersten Geschosses, weggesprengt worden war.
Sofort machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich nahm einst der vielen, kleinen, kompakten und bunten Elektrofahrzeuge, die anstatt auf Strassen auf Magnetschienen fahren, welche sich auf hohen Pfeilern befinden. Diese Magnetschienen sind ähnlich wie Achterbahnen aufgebaut und mehrere von ihnen, führen oben und unter einander durch. Je nachdem wo man hinwill, nimmt man die eine, oder die andere Schiene. Das ist nützlich, weil man so noch genug Platz unten auf dem Erdboden hat, um Pärke und weitere Gärten anzulegen. Auch die Häuser haben so mehr Platz. Eigentlich sind alle Häuser in der heutigen Zeit gleich konzipiert. Sie sind ziemlich hoch und jedes Haus besitzt seinen eigenen Automobil- Bahnhof. Dort wartete ich und es dauerte nicht lange, bis ein Wagen kam. Sogleich als ich einstieg, fuhr er von ganz allein los. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete wie die bunte Stadt, mit ihren vielen geschwungenen Mauern und Dächern an mir vorbeiglitt. Durch dieser Art der Fortbewegung, gibt es auch viel weniger Unfälle. Nicht alle finden das aber nicht so toll wie ich, was ich ziemlich bald erfahren sollte.
Ich fuhr also zum Ort des Geschehens und dort hatten sich schon viele Roboter und Menschen versammelt. Alle waren in heller Aufregung. Also, wenn man dem bei Robotern so sagen kann. Jedenfalls wollten natürlich alle wissen, was vorgefallen war und ob Adam und seine Leute wohlauf sind. Um das Haus herum, hatte man eine Abschrankung aus Bändern errichtet und die anwesenden Polizisten, Roboter wie Menschen, versuchten die Menge in Schach zu halten. Ich sah mit einem Seitenblick, wie gerade ein Mann abgeführt wurde. Er hatte dunkles Haar und einen dichten Bart. Gekleidet war er eher wie ein Alternativer. Er wurde gerade in eins der Polizeiautos verfrachtet. Diese Autos sind individuell lenkbar, sie fahren auf einer ganz besonderen Polizeischiene und können sich so schneller vorwärts bewegen, als die anderen Autos. Durch die individuellen Lenkmöglichkeiten sind sie auch ein wenig flexibler. Der Mann wurde also in eins dieser Autos mit Gittern vor den Fenstern und zwischen dem Vordersitz und dem Hintersitz, verfrachtet. Ein Roboterpolizist mit einem rotweissem, kugelfesten Körper auf dessen Brust ein grosser, weisser Stern prangte, setze sich ans Steuer.
Die Anwesenden redeten wild durcheinander. „Was ist geschehen?“ Wie geht es Adam?“
„Beruhigen sie sich bitte!“ rief ein Roboterpolizist in die Menge. „Wir kümmern uns um alles, auch um Adam.“ „Ist jemand zu Schaden gekommen?“ fragten einige. „Es hat ein paar Schäden gegeben, aber wir haben alles im Griff. Gehen sie nach Hause, wir werden sie bald über die Hologramm Bildschirme der Stadt informieren. Wir müssen erst alles sichern. Gehen sie nach Hause!“ „Ja gehen sie bitte nach Hause!“ rief ein menschlicher Polizist nun ebenfalls. „Nur einen Protokollführer könnten wir gebrauchen, einer da?“ „Hier!“ meldete ich mich sofort. Welch ein Glücksfall, dass ich gerade vor Ort war. „Gut, kommen sie mit!“ sprach der Roboterpolizist und ging mir voraus, hinein in das mächtige Gebäude. Von neuem schaute ich mich erstaunt um, wie viel Kunstschätze es hier drin gab. Mir war noch immer nicht ganz klar, welche Anziehung solche Gegenstände auf gewisse Leute ausübten, vor allem was Adam betraf. Ich konnte bisher noch nicht ganz dahinter blicken. Aber ich hatte im Augenblick auch keine Zeit darüber nachzudenken. Ich ging mit dem Polizisten in den gläsernen Lift, welcher uns ganz nach oben ins Gebäude brachte. Ein Stockwerk unter jenem, welches in Brand gesteckt worden war, stiegen wir aus.
Es wimmelte hier schon von Polizisten und die Leute und Roboter die hier lebten wurden bereits evakuiert. Es herrschte ein heilloses Durcheinander, besonders die Menschen die herumliefen, schienen ganz durch den Wind zu sein. Eine Frau weinte bitterlich, ein Mann schrie herum und wollte, dass man ihn endlich rausbrachte. Eine andere Frau schien unter Schock zu stehen, ihr Blick war leer und sie wiegte ihren Oberkörper hin und her. Die Roboter wirkten auch unruhig, natürlich waren sie nicht so emotional wie die Menschen, aber auch sie schienen nicht zu wissen, was sich zugetragen hatte und das belastete ihre Prozessoren offensichtlich sehr.
„Kommen sie mit!“ wurde ich aufgefordert, wir passierten eine weitere Abschrankung und stiegen eine Treppe hoch, welche aus hellem Gestein war. Ein elegant geschwungenes Geländer, aus glänzendem Stahl, bot Halt für unsere Hände. Ein beissender Geruch stieg uns in die Nase. Es roch verbrannt. „Was ist hier geschehen?“ fragte ich und setzte vorsichtig und überlegt einen Schritt vor den andern. Der Polizist blickte sich um, um sicher zu gehen, dass uns niemand mehr hören konnte, dann sprach er: „ Es hat einen Anschlag gegeben, eine Anschlag auf Adam und seinen Regierungsstab. Adam ist beschädigt worden. Es befindet sich in einem kritischen Zustand. Eine Gruppe Menschen hat diesen Anschlag verübt, sie müssen eine Bombe gezündet haben. Der Mann den wir abgeführt haben, war der Rädelsführer. Einen der kleineren Fische halten wir noch hier gefangen und wollen ihn befragen. Sie werden ein Protokoll von dem Gespräch erstellen.“ Ich nickte und fühlte sowas wie Aufregung in mir aufsteigen.
Als wir am Ende der Treppe angekommen waren, bot sich uns ein Bild der Zerstörung dar…
Protokoll Nr. 4
Widerstände
Überall lagen verkohlte und zerfetzte Gegenstände herum, darunter auch ein paar Roboterteile und… ganz besonders entsetzlich: ein paar Körperteile von Menschen! Ich konnte meine Augen kaum davon abwenden. Viele Polizisten und die Spurensicherung waren vor Ort. Sie sammelten alles was ihnen wichtig erschien, in Vakuumbeuteln ein. Die weissen Wände waren ebenfalls schwarz verkohlt und die Glasscheiben in tausend Splitter zersprungen. Wir mussten über glänzende Glasteppiche stapfen. Ein riesiges Loch klaffte in der Fassade des Hochhauses, Leitungen und Verstrebungen, ragten hervor. Doch die Nanokollektoren waren bereits daran, alles wieder zu reparieren. Sie taten das indem sie gewisse beschädigte Teile rekonstruierten und neu zusammensetzten. Ich bin immer wieder von neuem fasziniert wie sie das machen. Das ist wahrlich eine der grössten Errungenschaften von Robotopia. Es gab auch schon ein paar kleine Reinigungsroboter, meistens mit würfelförmigen Körpern, die alles begannen zusammen zu kehren und ein paar grössere Roboter die anfingen aufzuräumen.
„Wo ist Adam?“ fragte ich und irgendwie empfand ich Sorge. „Dort drüben. Er wird bereits versorgt.“ Ich folgte dem Polizisten in einen kleinen Nebenraum und dort bot sich mir ebenfalls ein Bild des Schreckens dar.
Dort eblickte ich Adam. Er lag auf einem Tisch und viele hatten sich schon um ihn versammelt, um ihn zu reparieren. Es hatte Menschen wie Roboter darunter. Zögernd trat ich näher an den Ort des Geschehens heran und hielt dann, mit einem kurzen fragenden Blick an die Adresse meines Begleiters, inne. „Ist schon okay!“ sprach dieser „sie müssen ja das Protokoll schreiben. Schreiben sie alles ganz genau auf, was sie hier beobachten! Es wird wichtig sein für die kommenden Gerichtsverhandlungen.“ Ich nickte und holte ein hochmodernes Notebook hervor, welches einen Hologramm Bildschirm besass, der nun hellblau aufflackerte. Ich setzte mich auf einen Stuhl, ganz in der Nähe von Adams Lager und begann jedes Detail, mit schnellen Fingerbewegungen über die touch screen Tastatur, einzutippen .
Adam sah wirklich schlimm aus! Sein Brustkorb und auch sein Kopf waren stark beschädigt, Drähte und Kabel standen überall heraus, es erinnerte mich irgendwie an die zerfetzten Wände des Hauses. Adams Wunden, sahen ganz ähnlich aus, nur dass bei ihm zusätzlich noch überall gelblichweisse Flüssigkeit austrat und auf den glatten Marmorboden darunter tropfte. Wir nennen dies Roboterblut. Sowas wie der Kraftstoff eines Roboters.
Der Anblick dieses… ja man konnte sagen Massakers, weckte in mir ein ganz eigenartiges Gefühl, ein Gefühl, dass sich in meine Körper ausbreitete, wie ein unangenehmes Ziehen und Pochen. Ich konnte es nicht richtig einordnen, aber es gefiel mir ganz und gar nicht. Es verwirrte mich und machte mich zugleich seltsam schwermütig. Adam… ich weiss auch nicht… sein Schicksal ging mir irgendwie nahe, auch wenn er ein Roboter war. „Wie steht es um ihn?“ fragte ich einen Spezialisten in meiner Nähe. Der grosse schlaksige Mann, mit den goldblonden kurzgeschnittenen Haaren und der etwas zu grossen Brille auf der Nase sprach: „Er ist schon ziemlich schwer beschädigt. Sein Zentralrechner ist in Mitleidenschaft gezogen und einige Schäden an seinem Korpus, führen zum Verlust einiger vitaler Funktionen.“ „Kriegen… sie ihn wieder hin?“ „Bestimmt werden wir das meiste wieder hinkriegen, doch was für einen Einfluss es auf seinen Speicher hat, wissen wir noch nicht genau. Es kann zu Verlusten von gewissen Daten, oder zur Veränderung gewisser Protokolle kommen.“ Ich schrieb alles auf, was man mir da erzählte, denn ich kann mich unterhalten und fast zeitgleich schreiben, dafür bin ich ausgebildet. „Veränderungen von Protokollen, was heisst das im Klartext?“ „Eine Veränderung seiner Verhaltensweisen.“ „Was ist mit dem Grundprotokoll, auf dem alles basiert? „Sie meinen das Protokoll im Bezug auf die Menschen und andere lebendiger Wesen?“ „Ja.“ „Das ist zum Glück noch intakt. Doch andere könnten sich verändert, oder gar verloren gegangen sein. Das sehen wir erst später.“ „Wird er seinen Aufgaben dann noch nachkommen können?“ Der Angesprochene erwiderte, während er einige Schrauben anzog: „So schnell wohl nicht mehr. Aber wir werden ihn so weit herrichten, dass er sich wieder an die Öffentlichkeit wagen kann, ohne dass gleich Panik ausbricht. Doch das ist nicht mein Bereich, ich muss ihn einfach so gut als möglich reparieren.“ „Ich hoffe sie schaffen das!“ sprach ich und es war mir zutiefst erst damit. Denn was würde ohne Adams weiser Führung aus Robotopia werden? Ich ging noch eine Weile um Adam herum und schrieb irgendwie seltsam bewegt, seinen ganzen Zustand auf und was gemacht wurde. Das war die Aufgabe eines Protokollführers. Die Protokolle die ich verfasste wurden sogleich in einem der riesigen Zentralrechner der Stadt gespeichert und so hatten alle die die Befugnis besassen, Zugriff darauf. Es war eine wichtige Aufgabe, die mich mit einem gewissen Stolz erfüllte.
Schliesslich, hatte ich alle wichtigen Details aufgeschrieben und raufgeladen. Der Roboterpolizist, welcher mich hierher begleitet hatte, kam nun zu mir und sprach: „Wenn sie hier fertig sind, könnten sie in das andere Nebenzimmer kommen. Dort wird der Terrorist vernommen, den wir hierbehalten haben.“ Eifrig nickte ich und folgte dem Gesetzeshüter ein weites Mal. Er führte mich in einen etwas kleineren Raum. Vermutlich ein Büro, wie es aussah. Hier war schon alles aufgeräumt, nur die Fensterfront, war noch nicht ganz repariert, doch die Nanos waren schon fleissig daran. Ich ging an der klaffenden Öffnung vorbei und schaute kurz hinaus. Tief unter uns lagen die Höhen und Klüfte der bunten Stadt. Hier ging es wirklich sehr weit runter… Ein flaues Gefühl ergriff von mir Besitz und ich trat schnell wieder zurück. Am Tisch sass ein Mann, ebenfalls ziemlich alternativ gekleidet, mit einem Bart, aber einem etwas gepflegteren, als der von seinem Anführer. Seine Haare waren weissblond. Sein Körperbau recht kräftig und er hatte wässrige, blaue Augen, die zornerfüllt blitzten, als sich zwei Roboter neben ihm postierten, um ihn zu bewachen. Ihre weissblauen, glänzenden Uniformen mit den Sternen darauf, warfen das Licht zurück, dass durch das Fenster hereinschien. Der Blonde blickte von einem zum andern und sprach mit einer bitteren Häme in seiner Stimme: „Wenigstens könntet ihr mich von Menschen bewachen lassen, nicht von diesen Blechbüchsen.“ Sein Blick fiel nun auf mich „Und wer bist du Blechbüchse, wie ein Polizist siehst zu jedenfalls nicht aus.“ Wie üblich erwiderte ich mit neutraler Freundlichkeit: „Ich bin Jenks und meine Aufgabe ist Protokollführer.“ „Achso, dann schreib doch gleich das hier auf: Ich hasse Roboter und ich hasse ihre Welt. Irgendwann werden sie unseren Niedergang besiegeln!“ Er spukte die Worte förmlich aus und ich merkte, wie er innerlich kochte. Doch eigentlich beeindruckte er mich nicht so wirklich. Er redete nur Schwachsinn, was sollte das mit den Robotern, die den Niedergang der Welt herbeiführen würden? Immerhin waren sie es ja gewesen, die die Welt gerettet hatten, weil die Menschen es nicht vermochten.
Ein menschlicher Polizist, ebenfalls mit der blauweissen Uniform, welche aber etwas dehnbarer war, als bei den Roboterpolizisten, setzte sich nun dem Terroristen gegenüber. Seine Haar war schwarz und kurzgeschnitten, seine Augen dunkelbraun. Er wies den Verbrecher mit harschen Worten in seine Schranken. „Ersparen sie uns ihre Hasstiraden. Das was sie sagen ist Unsinn, das wissen sie. Die Roboter haben sehr viel für unsere Welt geleistet und wir arbeiten gut mit ihnen zusammen.“ Der Blonde lachte bitter auf „Natürlich, in Selbsttäuschungen waren die Menschen schon immer Meister, nicht wahr? Seht ihr denn nicht, was hier gerade passiert? Ein Roboter wurde an höchste Regierungsstelle gesetzt und nun erlässt er ein unnützes Gesetz nach dem anderen. Dazu kommt noch, dass diese Roboter den Menschen immer mehr Aufgaben abnehmen und wir immer abhängiger von ihnen werden. Irgendwann werden wir das bereuen.“ Der Polizist wirkte offensichtlich ärgerlich, doch er lenkte das Gespräch nun auf den Anschlag. „Dann geben sie also zu, dass sie diese Bombe gezündet haben, um ganz bewusst Adam und seine Getreuen zu töten, oder zumindest schwer zu verletzen?“ Ich schrieb alles detailliert auf, denn mir war klar, dass dies noch sehr wichtig werden würde, um die Terroristen ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Protokoll Nr. 5
Fanatismus
Die hellblauen Augen des Weissblonden blickten eisig und ohne jegliche Furcht, als er erwiderte: „Ja, das haben wir! Jemand muss ja endlich etwas gegen diese Roboterplage unternehmen! Das ist ja kein Leben mehr so.“ Der Polizist horchte auf und lehnte sich irgendwie zufrieden zurück, weil es so einfach gewesen war, dieses Geständnis zu erhalten. Dann neigte er sich wieder nach vorne und fixierte den Terroristen mit seinen dunklen Augen. „Dann leugnen sie es also nicht?“ „Nein, ich leugne nichts. Ich hoffe nur, dass Adam nie mehr wiederhergestellt wird. Dann können die Menschen ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen. Das alles hätte niemals so weit kommen dürfen.“ „Sie geben also ganz klar zu, Adam und seine Getreuen, darunter auch einige Menschen wohlgemerkt, in die Luft gesprengt zu haben!“ fragte der Polizist nochmals mit kalter Stimme.
Als er das von den Menschen erwähnte, huschte ein kurzer Schatten der Unsicherheit über das Antlitz des Terroristen. Doch er fing sich sogleich wieder und sprach: „Eigentlich galt der Anschlag ja vor allem Adam und seinem Roboterpack, aber manchmal gibt es halt gewisse Kollateralschäden, wenn man etwas erreichen will.“ Der Polizist nickte ruhig und wies seinen Roboterkollegen, welcher mich hergeführt hatte an, ihm etwas zu bringen. Dieser brachte ihm eine Vakkuumtüte und der menschliche Polizist warf selbige vor dem Verbrecher auf den Tisch. Jener zuckte erschrocken zurück. Ich schaute näher hin und ein Bild des Schreckens bot sich mir dar. In der Tüte befand sich der blutige, abgetrennte Arm einer Frau! Der Menschenpolizist lächelte leicht verschlagen und sprach. „Schauen sie gut hin Mr. Villmer! Diese Frau hiess Filgrina Manx. Sie war die Mutter von zwei kleinen Kindern, kaum dem Kindergartenalter entwachsen und sie… haben ihr heute auf grausamste Art das Leben genommen. Was für ein Gefühl ist das? Schauen sie gut hin, schauen sie hin! Sie haben sie in Stücke gesprengt! Noch andere Menschen sind ums Leben gekommen, genaugenommen 4 Personen. Das macht sie zum mehrfachen Mörder! Ihr Schicksal ist bereits besiegelt.“
Der Blonde schien einen weiteren Moment lang unsicher zu werden und starrte angeekelt auf den blutigen, ausgefransten Arm der Toten. Dann schob er die Tüte jedoch ein Stück von sich und erwiderte: „Das ist bedauerlich, war aber nötig.“ Nun verlor der Polizist für einen Moment lang die Fassung und sprang auf. Wütende schlug er auf den Tisch, doch der Terrorist zuckte mit keiner Wimper. „Sie haben diese Frau ermordet und noch einige mehr und sie sagen, es war nötig!?“ schrie er. Sein Roboterkollege legte ihm beschwichtigend die metallene Hand auf die Schulter und der Menschenpolizist atmete tief durch und setzte sich wieder hin. „Soll ich für dich weitermachen Knoot?“ fragte der Roboter. Doch Knoot schüttelte den Kopf. „Nein geht schon, danke Manx.“ Der Roboter nickte gleichmütig und trat wieder zurück. Noch einmal atmete sein Kollege tief durch und fand seine Fassung wieder. „Sie sehen also Mr. Villmer, ihnen droht den Rest ihres erbärmlichen Lebens der Knast. Viermal lebenslänglich, um genau zu sein und noch einiges an Schadenersatzforderungen, wegen der Zerstörung staatlichen Eigentums. Darunter auch die Roboter, die sie in die Luft gejagt haben. Dass sie Adam so schwer verletzt haben, trägt natürlich in keinster Weise zu ihrer Entlastung bei…“ Er sagte verletzt, das war eher aussergewöhnlich, in Bezug auf einen Roboter. Irgendwie berührte mich das seltsam und ich schrieb das Wort auch genauso hin: Verletzt… Etwas in mir regte sich, doch ich konnte es nicht einordnen. Wie so manches nicht, dass ich die letzte Zeit empfunden habe. Doch ich hatte keine Musse lange diesen Gedanken nachzuhängen, denn ich hatte meine Aufgabe als Protokollführer gut zu erfüllen.
Knoot sprach barsch: „Also Villmer, reden sie lieber und erzählen sie uns alles über ihre Organisation! Vielleicht kann ich dann ein gutes Wort für sie einlegen.“ Der Weissblonde, schwieg einen Moment, als würde er es sich überlegen. Als er jedoch den Kopf hob, war sein Gesicht zu einer verschlagenen Fratze verzogen und er begann böse, fast psychopatisch zu lachen. „Sie stellen sich das ja sehr leicht vor, nicht wahr? Sie denken, sie nehmen mich gefangen, legen mir die Konsequenzen meines Tuns dar, die ich schon längst selbst kenne und dann glauben sie, ich werde wie ein Fähnchen im Wind zum Verräter an meinesgleichen. Vergessen sie’s!“ Die letzten Worte spukte er förmlich aus. „Sie werden von mir gar nichts erfahren, gar nichts! Wir haben eine Mission, eine Mission die wir ganz bestimmt nicht durch eine solche Lappalie aufs Spiel setzen werden! Ich bin nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Es gibt Duzende, die meinen Platz nur zu gerne einnehmen werden, wenn ich… nicht mehr bin!“ In diesem Augenblick tat der Terrorist etwas völlig Unerwartetes. Er sprang auf, stiess die beiden Roboter neben sich zur Seite und lief auf das zerstörte Fenster zu. Die Poizisten waren völlig perplex und holten ihre Waffen hervor, welche jedoch nur mit Betäubungsmunition gefüllt waren, denn tödliche Waffen verwendete man schon lange nicht mehr. Sie gaben mehrere Schüsse auf den Fliehenden ab, doch dieser… sprang einfach mit einem gewaltigen Satz aus dem Fenster. „Verdammt!“ fluchte Knoot und lief mit seinen Roboterkollegen zur der klaffende Fensterlücke…
Ich folgte ihnen und sah wie der Terrorist fast wie in Zeitlupe, einer Stoffpuppe gleich nach unten segelte und… irgendwo fern unserer Blicke, auf dem hellen Asphalt aufschlug! Einen Moment lang, standen wir alle wie vom Donner gerührt da, doch dann rief Knoot: „Verdammt! Er hat sich einfach selbst umgebracht! Das gibt’s doch nicht!“ Er wirkte zutiefst erschüttert und strich sich nervös über sein Kinn mit dem Dreitagebart. „Wir müssen runter!“ Von ganz tief unten herauf, drangen Entsetzensschreie an unsere Ohren. Vermutlich hatten die ersten Leute die zerplatzte Leiche des Terroristen entdeck. Der Menschenpolizist wirkte ziemlich durcheinander, das alles war nicht einfach zu verarbeiten. Der weissblonde Kerl war immerhin eine Chance gewesen, mehr über die Organisation, die den Anschlag auf Adam und die andern verübt hatte, zu erfahren. Aber wohl gerade deshalb war der Terrorist in den Tod gesprungen. Für ihn war es scheinbar schlimmer etwas zu verraten, als zu sterben. Das liess den Schluss zu, dass diese Gruppe wahrlich nicht zu unterschätzen war, was ihren Fanatismus im Verfolgen ihrer Ziele betraf.
Ich blieb etwas unschlüssig stehen und schaute zu, wie die Polizisten sich alle, ausser Manx, der mich auch hier hinauf begleitet hatte, verschwanden. Einen Moment lang schwiegen wir uns an. Viel zu sagen gab es dazu nicht. Was geschehen war, war geschehen nun galt es das Beste daraus zu machen. Ich ging ein wenig im Raum herum und machte noch ein paar Notizen. Manx schaute aus dem Fenster, und versuchte etwas zu sehen, doch das eines anderen, etwas niedrigeren Hauses versperrte die Sicht auf das Geschehen dort unten. Dennoch blieb Manx stehen und lauschte. Er wirkte etwas abwesend und ich beschloss nochmals zurück in den Raum zu gehen, wo Adam lag. Dort war schon wieder fast alles aufgeräumt worden. Ein kleiner viereckiger Reinigungsroboter kehrte noch die letzten Scherben weg und machte lustiger Geräusche dabei, welche nur diese Art von Robotern machte. Es war wie ein Pfeifen und doch nicht ganz. Jedenfalls waren diese Geräusche bei Menschen beliebt, denn sie hatten etwas Sympathisches an sich. Einen Moment lang schaute ich dem kleinen, fleissigen Kerlchen, mit dem silbernen Körper und dem grossen, ausfahrbaren Kameraauge zu. Diese Kamera nahm alle Verschmutzungen wahr und waren sie auch noch so klein, und wurden dann an das mechanische Gehirn des kleinen Kerls weitergeleitet. Auf einmal jedoch, fiel mir auf, dass gar niemand mehr bei Adam war. Alle waren gegangen, auch die Mechaniker und Adam sah schon viel besser aus. Auch die Spurensicherung hatte scheinbar schon Feierabend gemacht. Ich ging zu unserem grossen Anführer hin und betrachtete ihn mit einer gewissen Erschütterung und zugleich war ich froh, dass er schon so viel besser aussah. Alles Drähte und Kabel, waren wieder zusammengeflickt worden und es trat nun auch kein Roboterblut mehr aus. Doch sein Körper und sein Kopf, waren immer noch offen. Vermutlich würden die Polizisten über Nacht hierbleiben und ihn bewachen. Morgen würde man ihn dann wieder zumachen, vermutete ich. Ich machte nochmals einige Notizen nebenbei und dann ging ich neben Adam in die Hocke und betrachtete ihn weiter.
Was waren das nur für seltsame Regungen, die ich da empfand? Ich fühlte mich so traurig und erschüttert, wenn ich ihn so sah.
Protokoll Nr.6
Der Schlüssel
Gerade wollte ich mich wieder abwenden, als auf einmal etwas völlig Unglaubliches geschah! Die Lichter und Kabel in Adams Innerem, begannen auf einmal zu flackern und immer heller zu leuchten. Einer seiner Hände griff nach mir, hielt mich eisern fest und hinderte mich daran zurück zu weichen. Ein seltsames Rauschen erklang und dann auf einmal, öffnete Adam seinen erstaunlich menschenähnlichen, grossen Augen, die blau leuchteten. Eine Stimme erklang: „Bruder… Ich bin froh, dass du da bist. Ich… habe wohl einiges abgekriegt, wie es scheint. Doch du kannst mir helfen! Ich kann im Augenblick wenig ausrichten. Doch hier…“ Irgendwie fassungslos schaute ich, wie der andere Arm von Adam, dessen Hülle noch nicht wiederhergestellt war, sich bewegte. Ich sah wie sein Finger sich bogen… eine Bewegung, so menschenähnlich und doch langsam und etwas ruckelig, wohl bedingt durch die schwere Beschädigung. Sie drückten auf eine Stelle, die sich hinter dem irgendwie transparent gewordenes Herzstück des Körpers befand, welches nun seltsam pulsierte und von Licht und einer seltsamen blutähnlichen Substanz durchflossen wurde. Sowas hatte ich jetzt doch noch nie gesehen. Es war… irgendwie anders, als bei allen andern Robotern. Wirklich fast wie ein menschliches Herz, irgendwie aus Kunststoff und doch mit Adern und Venen durchzogen, in denen diese blutähnliche Substanz floss. Ach du meine Güte! Was war das bloss?
Hinter diesem… ich sage jetzt einfach mal… Herz, befand sich eine kleine Klappe und diese öffnete Adam nun. Ich konnte den Blick kaum von dem seltsamen Organ und Adams Händen wenden. Es war einfach zu faszinierend und wie hatte er mich genannt: Bruder? Warum nannte er mich Bruder, wir kannten uns doch nicht und trotzdem war er mir irgendwie seltsam vertraut. Adam nahm aus der kleinen Klappe etwas heraus und reichte es mir dann. Ich nahm es erstaunt entgegen. Es war ein kleiner Schlüssel, einer der hochmodernen Schlüssel, welchen man für Schliessfächer benutzt. Eine Nummer stand darauf. „Schau… in dem Fach nach… dort wirst du weitere Anweisungen finden… Das Fach befindet sich in der Saphire station… Lass nicht zu… das irgendwer davon erfährt… Jenks! Alles wird klarer werden… wenn du… das Schliessfach findest.“ Jenks? Hatte er mich gerade beim Namen genannt? Aber… wie war das möglich!? „Du wirst die Antworten finden mein Bruder… und jetzt hör mir nochmals genau zu!“
Er zog mich ganz nahe zu sich heran und flüsterte mir einen siebenstelligen Code ins Ohr. Als ich die Zahl hörte, spürte ich auf einmal einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ich zuckte zusammen und hielt meine Hände an die pochenden Schläfen. Der Schmerz steigerte sich immer mehr und ich musste alle Kraft aufbringen, um nicht zu schreien. Was um alles in der Welt geschah da mit mir? Bündel von hellen Blitzen durchzuckten meinen Kopf! Es war, als würde er nächstens explodieren. Ich sah Bilder und seltsame Datenstränge an meinem inneren Augen vorbeiziehen und dann… auf einmal war es vorbei! „Was… hast du mit mir gemacht?“ stiess ich hervor. Adam verzog sein noch immer entstelltes Gesicht zu einem Art Lächeln und sprach: „Ich habe… dich nur ein wenig umprogrammiert. Vertrau mir einfach und… viel… Glück.“ Es knackte und rauschte erneut und die Lichter in Adams Innerem erloschen.
„Was ist hier los?“ hörte ich auf einmal die Stimme von Manx dem Polizisten, hinter mir. „Hat da gerade jemand geredet? Was hast du gemacht?“ Er hatte seine Waffe gezogen und baute sich vor mir auf. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Wieviel hatte er wohl mitgekriegt? Ich liess den Schlüssel diskret verschwinden und schaute den Polizisten an. Was sollte ich nur zu ihm sagen? Ich durfte doch nichts verraten. Ich versuchte aufgeregt auszusehen und meinte: „Adam hat gerade mit mir gesprochen. Ich glaube, er ist bald wieder in Ordnung.“ „Er hat mit dir gesprochen? Was denn?“ fragte der Roboterpolizist, das Vibrieren seiner mechanischen Stimmbänder deutete darauf hin, dass er aufgeregt war, wenn man dem denn so sagen kann. Ich überlegte angestrengt, was sollte ich nur antworten, dass es glaubwürdig klang? „Er… sagte mir, dass es ihm soweit gut gehe und er sicher bald wieder auf dem Damm sein wird. Er fragte mich nach meinem Namen, ich sagte in ihm und er bat mich alles aufzuschreiben und die Terroristen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Er war sehr nett, er nannte mich Bruder.“ „Bruder? Das macht er sonst nie, “ gab der Polizist misstrauisch zu Antwort. „Bei mir hat er es jedenfalls getan. Vermutlich, weil ich als einziger noch hier war und… ihm Gesellschaft leistete.“ Manx senkte die Waffe und sagte nichts weiter. Er ging zu Adam und rief seinen Namen mehrmals. Doch nichts regte sich. „Das ist seltsam“, murmelte er vor sich hin. „Er reagiert gar nicht mehr.“ „Er sagte ausserdem noch… dass er nun etwas Zeit brauche um sich zu regenerieren…“ fügte ich schnell hinzu. „Er wollte wieder offline gehen, um diesen Prozess zu beschleunigen. Aber er wollte mir einfach sagen, dass er auf einem guten Weg zur Heilung ist.“ Der Polizist schaute mich erneut misstrauisch an. Dann jedoch sprach er, zu meiner Erleichterung: „Na wenn das so ist… das sind immerhin gute Nachrichten, nicht wahr?“ Nochmals blickte er mich eindringlich an. Ich nickte leicht, schwieg jedoch.
Manx wandte sich zu meiner Erleichterung wieder ab und schaute erneut aus dem Fenster. „Die andern sollten bald wieder kommen. Haben sie auch alles schön aufgeschrieben? Auch das mit Adam?“ fragte er, ohne mich dabei jedoch anzusehen. „Nein… eigentlich noch nicht, ich war so aufgeregt, dass Adam ausgerechnet mit mir sprach.“ „Dann müssen sie das noch nachholen!“ gab Manx zurück. „Bestimmt werden sie uns diesen unglaublichen Bericht dann auch zeigen?“ Nun war ich tatsächlich in Schwierigkeiten. Was sollte ich bloss tun? Diese Entscheidung war für einen Protokollführer wie mich schwerer zu treffen, als man jemals glauben würde…
Meine Situation verschlimmerte sich noch, als die andern Polizisten auch wieder zurückkehrten. Knoot wirkte ziemlich erschöpft und durch den Wind. „Eine verdammte Schweinerei hat es dort unten gegeben!“ sprach er „Dieser Wahnsinnige, springt der einfach aus einem Fenster im obersten Stock des höchsten Gebäudes von Robotopia. Die Räumungs- und Reinigungsdienste sind jetzt zum Glück vor Ort, aber wir stehen wieder am Anfang. Es bleibt uns wohl nichts übrig, als uns den Boss der Gruppe vorzuknöpfen, obwohl… ich habe so den Verdacht er ist noch lange nicht der Kopf der grossen Schlange. Was meinst du dazu Manx?“ wandte er sich an seinen Roboterkumpel. Dieser erwiderte „Ja, da bin ich derselben Meinung. Ich glaube wir haben da mit etwas wirklich Grossem zu tun. Nur schade hat Adam nur mit Jenks geredet und nicht mit uns…“ Er nickte in meine Richtung und wenn er als Roboter auch kein wirkliches Mienenspiel hatte, erschien es mir doch irgendwie, als läge in seinem Blick ein gewisses Misstrauen.
„Was!“ rief Knoot aus „Adam hat gesprochen?“ Er ging sogleich zu dem grossen Roboterführer und schaute ungläubig auf diesen herab. „Der sieht aber gar nicht so aus, als könnte er in seinem Zustand sprechen. Schaut mal sein Mund, der wurde in zwei Hälften gerissen!“ Leicht angewidert, jedoch auch mitleidig, stützte Knoot sich auf den Rand des Lagers, auf dem Adam lag und schaute diesen nochmals eingehend an. „Adam?“ rief er „Adam? Jemand zu Hause?“ Er klopfte leicht auf den metallenen Bauch des Roboters. Doch ausser einem leichten blechernen Geräusch, war nichts zu hören. „Aber er hat gesprochen, ich habe es selbst gehört, nur leider nicht was er gesagt hat,“ sprach Manx, mit einem weiteren Blick auf mich, der nichts Gutes verhiess. „Steht etwas darüber im Protokoll?“ wollte Knoot, mit einem Blick auf mein Notebook, wissen. „Nein“, übernahm Manx die Antwort. „Jenks war zu aufgeregt, etwas aufzuschreiben, was ja auch irgendwie verständlich ist, bei so einem Erlebnis. „Dann wird es aber höchste Zeit, dass du deinem Auftrag nachkommst Jenks! Wir werden die Protokolle natürlich einsehen müssen, immerhin leiten wir die Ermittlungen hier, was uns dazu berechtigt.“
Ich überlegte, ob ich Widerstand leisten sollte, doch das hätte zu viel Verdacht erregt. So gab ich monoton zurück: „Natürlich werde ich meine Versäumnisse sofort nachholen.“ „Guter Junge!“ sprach Knoot und klopfte mit auf die Schulter. Irgendwie kam es mir so vor, als ob dieser Polizist seine eigene Unsicherheit und seine Gefühle, die ihn wegen allem was geschah sicher bewegten, mit seinen Spässen überdecken wollte. Doch trotz seiner Heiterkeit, war mir nicht entgangen, dass seine Hände leicht zitterten und auch seine Augen und seine Gesten von einer grossen inneren Belastung zeugten.
Ich selbst mache mir im Augenblick vor allem darüber Gedanken, wie ich mich aus dieser Schlinge, die sich immer enger um mich zusammenzog, befreien konnte. Als Protokollführer, war ich dazu verpflichtet, die Wahrheit aufzuschreiben, egal was auch passierte. Doch diesmal konnte ich die Wahrheit schlichtweg nicht aufschreiben. Ich musste lügen und das war für mich eine ganz neue, sehr unangenehme Tatsache. Es war mir, als ob sich der Schlüssel, den mir Adam gegeben hatte, wie ein feuriges Brandmahl in meinen Körper und mein Bewusstsein brennen würde. Eine unangenehme Sache, wahrlich unangenehm…
Und so begann ich also zu schreiben. Meine Finge hüpften schnell und mit seltsamer Sicherheit über die Tasten. Über die Buchstaben, welche sich langsam zu einer Lüge formten, ohne dass ich es richtig merkte. Es war, als wäre ich ferngesteuert und auf einmal musste ich an den Moment zurück denken, als Adam mir diesen seltsamen Code ins Ohr geflüstert hatte. Hatte dieser irgendwas in mir umprogrammiert? Etwas musste sich verändert haben, denn ich schrieb eine Lüge nach der andern, mit der grössten Selbstverständlichkeit nieder und fühlte kaum Widerstand dagegen. Ich wusste einfach, dass ich gerade in diesem Moment das Richtige tat, denn niemand durfte von dem Schliessfach erfahren. Das hatte Adam mir klar und deutlich gesagt. Ich musste auf ihn hören, mehr als auf meinen Kodex. Das Schicksal der Welt hing womöglich davon ab…
Protokoll Nr.7
Schliessfach 550
Als ich fertig war, ging ich zu Knoot, der in leisem Tonfall etwas mit Manx besprach und hielt ihnen das Notebook vor die Nase. „Die Texte sind schon hochgeladen, doch ihr dürft gerne lesen, was ich geschrieben habe.“ Knoot zuckte leicht zusammen, als er meine Stimme vernahm und als er sich mir zuwendete, glaubte ich einen seltsamen Ausdruck in seinen dunklen Augen zu sehen, der mir irgendwie nicht gefiel. Aber was machte ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber, wie andere dreinschauten? Das kannte ich gar nicht so von mir. Sollten die doch schauen wie sie wollten! Sie misstrauten mir, das war klar, doch was änderte dies schon? Die Dinge die mir Adam gesagt hatte, waren jeden Preis wert.
Die Polizisten überflogen meine Zeilen, sie schauten einander an und dann wieder mich. „Klingt interessant“, sprach Knoot nach einer ziemlich langen Schweigepause schliesslich. „Wir werden ja sowieso die Nacht hier verbringen. Vielleicht spricht Adam ja auch noch mit uns. Jedenfalls werden wir selbstverständlich eine Kopie dieser Einträge bei der Zentrale anfordern.“ „Das dürft ihr gerne tun“, erwiderte ich gleichmütig „ihr leitet ja die Ermittlungen. Werde ich hier jetzt eigentlich noch gebraucht?“ Irgendwie drängte es mich, endlich eine Spritztour zur Saphire Station zu unternehmen. Knoot schaute Manx fragend an. Dieser meinte: „Ich glaube nicht, dass wir dich noch brauchen, du kannst von uns aus Feierabend machen. Aber wir kommen vielleicht nochmals auf dich zu, falls es noch Fragen gibt.“ Fragen? Was für Fragen sollten das schon sein?“ dachte ich bei mir und merkte wie eine seltsame Ungeduld von mir Besitz ergriff. Das war irgendwie eine seltsame, neue Erfahrung. Doch ich nickte einfach freundlich und wandte mich dann zum Gehen. Noch einmal warf ich einen fast sehnsüchtigen Blick zurück auf Adam, den ich vermutlich nie mehr so nahe erleben würde.
Ich verabschiedete mich von den anderen Polizisten und ging aus der grossen Wohnung hinaus in den Flur, wo ich den gläsernen Lift bestieg, der mich hinunter ins Erdgeschoss brachte. Es war bereits dunkel geworden und ich schaute hinaus in die von Lichtern beleuchtete Stadt. Die Lichter waren wie die Gebäude verschiedenfarbig und warfen ihren Schein auf die glänzenden Fassaden, welche oft zusätzlich mit Goldfarbe bemalt waren. In dieser Goldfarbe spiegelte sich das Licht ganz besonders schön. Ich stellte plötzlich fest, dass ich mich in der, von innen beleuchteten, Scheibe des Liftes spiegelte und das erste Mal, betrachtete ich mich eingehend selbst… Das was ich sah war mir vertraut und zugleich seltsam fremd. Das erstaunte mich sehr. Doch da gab es auch schon einen leichten Ruck und der Lift kam im Erdgeschoss zum Stillstand. Ich trat langsam in die Eingangshalle, wo sich nur noch ein Wachmann aufhielt. „Gute Nacht!“ sprach ich zu ihm und er erwiderte den Gruss. Doch ich achtete kaum darauf. Es zog mich zum nächsten Elektromobil. Welche Farbe sollte ich nehmen, es standen einige bereit? Aber seit wann begann ich über die Farben der Wagen nachzudenken? Irgendwas musste Adam mit mir gemacht haben, etwas, dass mir langsam etwas unheimlich wurde… aber nur schon, dass es mir unheimlich wurde, machte es noch unheimlicher… Ich entschied mich für blau, denn immerhin musste ich ja auch zur Saphire Station. Diese wurde so genannt, weil dort alles Häuser in blauen Tönen gehalten waren. Die Leute dort liebten scheinbar Blau in seinen verschiedensten Abstufungen. Seit das neue Baukonzept nach Hundertwasser, hier in Robotopia eingeführt worden war, gab es für jeden Bewohner eines Gebäudes, das sogenannte Fensterrecht. Das hiess, dass jeder seine Wohnungsfenster verzieren konnte, wie er wollte und die Leute der Gegend um die Saphire Station mochten nun mal Blau, was auch der Grund für diesen Namen war. Das intensive Ägyptisch Blau, wurde hier sehr oft verwendet.
Es dauerte nicht mal so lange, bis ich am Ziel ankam. Die Wagen fuhren sehr schnell und so gelangte ich innert kürzester Zeit zur Saphire Station. Jedoch merkte ich nichts davon, dass zwei Autos hinter mir, noch jemand sass, der mich seit meiner Abfahrt nicht mehr aus den Augen gelassen hatte. Ziemlich unbekümmert, denn ich machte mir keine Sorgen, dass mir jemand folgte, stieg ich in der Saphire Station aus. Diese befand sich auf halber Höhe eines stattlichen Hauses mit 10 Stockwerken. Sein Dach war geschwungen, ebenso wie seine Wände, denn alles war den natürlichen, fliessenden Formen der Natur angepasst worden. Die Station selbst wurde von einem ägyptisch- blauen Dach überschattet. Die Wände des Gebäudes und auch der Station, waren aus hellem Gestein. Die Fenster der vielen Wohnungen besassen bunte Umrahmungen, wie erwähnt vor allem in Blau, doch es hatte auch etwas grün und türkis darunter. Ein paar passende Glassteine und die goldenen Konturenlinien, sorgten für ein edles Aussehen.
Ich betrat die Station, ohne mich gross umzusehen. Hätte ich das nur getan, denn jemand folgte mir und zwar schon seit geraumer Zeit! Hätte ich Verdacht geschöpft und mich öfters umgeblickt, wäre mir diese Person sogleich aufgefallen. Doch so ging ich arglos weiter. Ich kramte nach dem Schlüssel, den mir Adam gegeben hatte und machte mich auf den Weg zu den Schliessfächern. Bald fand ich diese. Sie waren auf der Nordseite der Station eine Wand entlang angebracht und schimmerten silbern im fahlen Licht des Auto- Bahnhofes. Noch einmal blickte ich mich um, beobachtete wie, nicht weit von mir, ein Wagen nach dem andern auf der Magnetschiene daher gefahren kam, und wieder losfuhr, ähnlich wie die Züge bei einem Bahnhof. Bahnhöfe gab es in Robotopia zwar auch noch, aber nicht mehr so viele, weil mit den Elektromobilen der grösste Bedarf abgedeckt werden konnte.
Mir wurde es auf einmal seltsam mulmig zu Mute, als ich das Schliessfach erblickte, welches die Nummer trug, die ich auf meinem Schlüssel hatte. Es gab hier auch Dauermiet- Fächer, die Nummer 550 war eines davon. Nochmals schaute ich mich um, doch ich entdeckte nichts Verdächtiges, mein Verfolger drückte sich gerade in den Schatten eines Türrahmens, so dass ich noch immer nichts von seiner Anwesenheit mitbekam. Seine im Schatten liegenden Augen, beobachteten mich untenwegt. Ich nahm den Schlüssel und steckte ihn in das Schloss. Ein leises Knacken ertönte und die dicke Panzertür schwang zurück. Neugierig blickte ich hinein. Vor mir lag ein kleiner, blauer Alukoffer. Diesen öffnete ich unauffällig. Darin lagen einige Papiere und ein grosser USB Stick. Ich nahm den Koffer heraus und schloss das Schliessfach wieder ab. Dann ging ich zum nächsten Wagen, diesmal ein Roter und setzte mich hinein. Die Türen schlossen sich automatisch und ich liess mich in das, wie ich auf einmal feststellte, recht weiche, dunkelrote Leder- Polster fallen. Vor mir befand sich ein Bildschirm, welcher einem stets anzeigte, wo man sich gerade befand und man konnte jederzeit den Befehl geben, irgendwo auf eine andere Schiene abzubiegen, wenn man denn wollte. Man konnte auch Halt verlangen, indem man auf einen Button, der sich in der Mitte der Armaturen befand drückte. Drückte man nicht, ging die Reise einfach so lange weiter, bis man am Ziel war. Doch die Richtung war mir gerade recht und so öffnete ich in aller Ruhe den Koffer, während der Wagen von ganz allein über die Schiene sauste. Wie in einem Zug, sprach eine weibliche, recht freundliche Stimme aus den Boxen des Wagens: „Nächste Station: Perlen- Hof.“ Diese wurde so genannt, weil dort alles mit verschiedenfarbigen Perlmuttplatten verziert war. Es sah immer sehr schön aus, besonders im Sonnenlicht, wenn man durch die Perlen- Hof Station fuhr. Doch gerade hatte ich kaum Zeit herauszuschauen, denn zu sehr war ich gerade in den Inhalt des kleinen Koffers vertieft. Ich stellte fest, dass eine Karte darin lag und eine besondere Stelle war mit eine schwarzen Kreuz markiert. Wo war das? Ich brauchte einen Moment um mich auf der Karte zu orientieren, doch dann begriff ich. In kleinen Lettern stand dort: Amethyst- Senke. Ich kannte diese Senke, es war eins der etwas tiefer liegenden Viertel der Stadt, dort war alles in violett und lila, manchmal auch etwas Rosa gehalten. Die Leute liebten alle Halbedelsteine in diesen Farbtönen und schmückten ihre Fensterrahmen damit. Die Dächer und Wände waren natürlich passend dazu gehalten.
Das war ja wundervoll! Die Amethyst- Senke, lag gerade auf dieser Linie, es dauerte einfach ca. eine halbe Stunde, bis man vor Ort war. Ich schaute nochmals auf die Karte und sah neben dem Kreuz eine Nummer. Das war wohl die Hausnummer. Warum nur, hatte mir Adam diesen Koffer zukommen lassen und was war das für ein USB Stick? Ich nahm das überdimensionale Ding genauer in Augenschein. Es war etwa 12 cm lang und 5cm breit. Ziemlich riesig. Darauf mussten einige Daten sein. Zumal man in der heutigen Zeit Daten auf immer kleinerem Raum speichern konnte. Schon kleinere Datenträger, hatten mehrere Petabyte Speicher, das hier mussten einige Exabytes, wenn nicht Zettabytes sein. (nicht erfunden, habe ich aus dem Internet). Ich sagte ins Mikrofon: Stopp an Amethyst- Senke!“ Die weibliche Stimme erwiderte: „Ohne Halt bis Amethyst- Senke…“
Protokoll Nr. 8
Der Server in der Amethyst- Senke
Je länger ich fuhr, desto unruhiger wurde ich. Nicht mal für die schönen Perlmuttschätze des Perlenhofes hatte ich heute Augen. Es konnte mir nicht schnell genug gehen, endlich zu erfahren, wo mich diese Karte hin lotste. Was würde mich dort erwarten? Irgendwie liess mich das Gefühl nicht los, dass dies mein Leben grundlegend verändern würde. Doch seit wann machte ich mir über solche Dinge Gedanken? All das wurde immer verwirrender. Ich drehte den USB Stick unruhig zwischen meinen Fingern und schaute wie ein Viertel, nach dem andern an mir vorbeizog. Immer wieder hielt ich Ausschau nach den ersten Dächern der Amethyst Senke, doch da es schon sehr dunkel war, konnte man nicht mehr sehr viel erkennen.
Dann aber… tauchten endlich die ersten violetten Lichter vor mir auf, welche auf ebenso violett verzierte Hauswände fielen und allem ein besonderes, magisches Aussehen verliehen. Die Atmosphäre in diesem Viertel war ganz besonders. Das spürte ich sogleich, als ich an der Station ausstieg, welche sich ausnahmsweise unter einer mächtigen, steinernen Brücke befand. Auch die Brücke war mit violetten und rosa Lichtern beleuchtet. Es wirkte irgendwie zauberhaft. Ich schaute ehrfurchtsvoll nach oben und versuchte mich zu orientieren. Die Amethyst Senke lag wirklich in einem Art Kessel, der jedoch sehr malerisch wirkte, mit den vielen Blumenbeeten, welche zwischen den, eher niedrigen Gebäuden, lagen. In Zentrum der Station selber, gab es auch so ein Blumenbeet, welches kreisförmig um einen marmornen Brunnen angelegt war. Sein Wasser schäumte und glitzerte. Von unten ebenfalls erleuchtet mit lilafarbenen Lichtern.
Ich schaute mich um und ging zum nächsten Haus, um die Nummer zu suche, die darauf stand. Ziemlich bald wusste ich, in welche Richtung ich zu gehen hatte. Ich musste unter der Brücke hindurchgehen und danach in eine kleine, schmale und unauffällige Gasse einbiegen. Schliesslich jedoch befand ich mich in einer Sackgasse. Vor mir ragte eine dunkle Wand mit einigen kunstvollen Graffitis darauf. Ich suchte diese ab, ob er irgendwo eine Riegel oder sonst etwas Auffälliges gab. Doch ich fand nichts, ausser in einer kleinen Mauernische jene Nummer, welche auch auf dem Plan stand. Ich ging näher heran und zeichnete die Nummer mit meinen Fingern nach. Sie war irgendwie nicht ganz flach, sondern leicht gewölbt. Kein Mensch war weit und breit. Ausser… mein unsichtbarer Verfolger, der gerade den Atem anhielt und sich in einen dunkeln Winkel der Gasse drückte. Doch davon bekam ich nichts mit. Ich ging noch näher heran und leuchtete mit meiner Lampe auf die Nummer. Ich drückte leicht dagegen und… ganz plötzlich versank die Nummer in der Wand und eine Kameralinse erschien stattdessen! „Sehen sie in die Kamera, Augenscan wird vorbereitet!“ sprach eine monotone Stimme. Ich zuckte zusammen und blickte mich nochmals um. Hoffentlich bekam niemand etwas von diesen Geschehnissen mit. Doch die dunkle Gasse wirkte vollkommen leer und unbelebt, nur ein paar fahle Lichter leuchteten hier. Ich wandte mich wieder der Kamera zu. Ein Augenscan? Das konnte ja heiter werden! Doch es blieb mir nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
„Augenscan wird vorgenommen, bitte schauen sie geradeaus und blinzeln sie nicht!“ Warum sollte ich schon blinzeln? Ich riss meine Augen weit auf und ein blauer Strahl tastete mein eines Auge ab. Es blendete ziemlich. „Scan abgeschlossen! Ziel erkannt: Jenks J. A. Zutritt gewährt!“ „J.A.? Was sollte das? Und warum kannte mich dieses Kameraauge? Ich hatte jedoch keine Zeit darüber nachzudenken, denn die Wand schwang auf einmal zurück und vor mir öffnete sich ein finsterer Raum. Ich zögerte noch einen Moment, was würde mich da drin bloss erwarten? Doch die Neugier überwog und ich trat ein.
Als ich ein paar Schritte gegangen war, flammten auf einmal helle Neon- Lichter auf. Vor mir lag ein langer Gang mit einer massiven Türe am andern Ende. Auch die Tür durch die ich gerade getreten war, war sehr massiv, eine richtige Panzertür. Diese schloss sich nun automatisch wieder hinter mir. Ach du meine Güte! Wie kam ich hier bloss wieder raus? Doch dann erblickte ich an der Wand zu meiner Rechten einen weiteren Kamerascanner. Bestimmt würde ich diesen benutzen können, um wieder raus zu kommen. Einen Moment lag blieb ich stehen, denn ich wurde mir immer mehr der Tragweite der ganzen Sache bewusst. Was hatte es mit all dem nur auf sich? Warum kannte mich die Kamera, warum konnte ich hier rein? Fragen über Fragen. Ich ging nun langsam vorwärts, den Koffer aus dem Schliessfach drückte ich eng an mich. Je näher ich der Tür am andern Ende kam, umso unsicherer fühlte ich mich. Was wartete dort auf mich? Vor der Tür blieb ich nochmals stehen und zögerte ein weiteres Mal. Dann langsam, näherte sich meine Hand der Klinke…
und… drückte sie herunter!
Protokoll Nr.9
Unglaubliche Erkenntnisse
Ich trat in einen weiteren Raum, doch dieser war nicht mehr so dunkel... Ich konnte mich vor Staunen beinahe nicht mehr erholen, überall um mich herum standen riesige Serverstationen mit roten und blauen Lichtlein hinter dickem Glas. Die Lichter gaben allem ein geheimnisvolles Aussehen. Langsam ging ich zwischen den Servern hindurch, las jene und jene Aufschrift. Hier mussten ja eine Menge Daten zusammen kommen. Daten aus ganz Robotopia. Protokolle, verschiedenste Akten und Informationen. Ich liess meine Finger über das Glas gleiten, und ging mit Ehrfurcht weiter. Bis ich vor mir eine erhöhte Plattform erblickte, worauf sich ein metallener, massiver Bürotisch, mit einer grossen Computereinheit darauf, befand. Als ich näher trat, gingen auf einmal helle Lichter an und beleuchteten den Tisch!
Eine weitere Kameralinse die an der Decke befestigt war richtete sich auf mich. „Willkommen Protokollführer Jenks J.A.!“ sprach eine weitere digitale Frauenstimme. Und in diesem Augenblick, gingen die Computer auf dem Tisch an… und auf dem Bildschirm erschien… ich konnte es kaum glauben, das Gesicht von Adam! Er sah wirklich ziemlich menschenähnlich aus, hatte sogar fast menschliche Züge, obwohl er weder Haut noch Haare besass. Er war aus glänzendem Metall, doch mit einer einzigartigen Mimik versehen. Seine Augen wirkten besonders lebendig und sehr weise, mit grossem Wissen darin. Er bewegte sich ganz natürlich, wie wenn er direkt zu mir spreche würde. In gewisser Weise, war das auch so und doch musste es eine ältere Aufzeichnung sein. „ Willkommen an diesem geheimen Ort, den nur Eingeweihte betreten können,“ sprach er. „Aber… ich bin doch gar kein Eingeweihter!“ rief ich erstaunt aus, doch dann rief ich mir ins Bewusstsein, dass Adam ja nicht direkt zu mir sprach. „Du wirst dich vielleicht fragen, wie das sein kann. Doch du bist einer jener, die ich genau für diesen Fall programmiert habe…“
Ich schaute an mir herunter. Beinahe hätte ich vergessen, dass ich selbst ein Roboter bin. Eigentlich fühlte ich mich besonders in letzter Zeit so menschlich und Gefühle und Gedanken trieben mich um, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Mit einem Anflug von Enttäuschung, blickte ich meine glänzenden, metallenen Arme entlang, bewegte meine Finger, als würde ich mich in einem fremden Körper befinden. Doch es war mein Körper, er war es schon immer gewesen. Ich war… nur eine programmierte Maschine, aber… konnte das wirklich sein? Ich war auf einmal seltsam verwirrt und lauschte weiter den Worten von Adam. „Du wurdest für diesen Fall programmiert, zusammen mit einigen andern, welche dieselbe Struktur aufweisen wie du. Ihr seid sogenannte „Schläfer“ die ich nur für den Fall konzipiert habe, dass etwas wahrlich die Existenz von Robotopia gefährden könnte. Viele der Protokollführer sind darunter und noch ein paar andere, du wirst sie alle noch kennenlernen. Denn nun ist tatsächlich eine Bedrohung aufgetreten, die den Notfallplan in Gang gesetzt hat, darum bist du jetzt auch hier. Ich habe schon eine ganze Weile geahnt, dass ein Anschlag auf mich und den Rest der Regierung geplant ist und nun ist es wohl so weit. Wenn du das hier siehst, ist mir etwas so Schlimmes zugestossen, dass ich nicht mehr selbst das Zepter in der Hand behalten konnte. Du und die andern Auserwählten müssen das jetzt wohl für mich übernehmen.
Vor einiger Zeit, passierten die ersten Angriffe auf unser Netz, durch einen seltsamen, neuen Virus. Es war irgendein Hacker Angriff, den wir zum Glück, mit vereinten Anstrengungen abwenden konnten. Die Leute die das alles geplant haben, müssen sehr gute Hacker sein und ich sah es als nötig an, mein Bewusstsein irgendwo zusätzlich zu sichern. Ebenso wie all die anderen, wichtigen Daten. Das ist alles in diesem Raum hier vereint. Dieser Raum kann nur von jemandem betreten werden, der den Schlüssel in seinem Besitz hat. Du hast den Schlüssel bekommen und nun werde ich dir die nötigen Erklärungen und Anweisungen geben:
Wir sind schon länger einer terroristischen Vereinigung auf der Spur. Sie nennen sich Krieger der Morgenröte. Ihr Ursprung liegt in der arabischen Welt, doch mittlerweile gibt es Leute verschiedenster Gegenden, Religionen und Ethnien, die sich ihnen angeschlossen haben. Sie haben es sich, so wie es aussieht, zur Aufgabe gemacht Robotopia zu zerstören. Sie wollen es auf keinen Fall hinnehmen, dass die Roboter die Führung weiter behalten. Das liegt leider in der menschlichen Natur begründet, was ich im Laufe meines Lebens und meines Lernens erkannte. Es gibt immer wieder Widerstand.
Doch diesmal könnte wirklich alles zerbrechen. Wenn es diesen Terroristen gelingt ihr Ziel zu erreichen, nämlich der Kollaps der der heutigen Ordnung, dann werden dunkle Zeiten kommen, sehr dunkle. Sie haben ihr Ziel schon beinahe erreicht und werden niemals aufgeben. Wir haben schon seit Jahren versucht ihre Zentrale ausfindig zu machen, doch es war uns bisher nicht möglich. Jetzt, da ihnen der Anschlag auf mich gelungen ist, ist es wichtig, dass nicht alles völlig aus dem Ruder läuft. Dafür brauche ich dich und die anderen. Es sind auch einige Menschen unter den Auserwählten. Du wirst alles noch genauer erfahren. Ich werde euch ausserdem beauftragen, die Zentrale der Terroristen zu finden und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sie werden niemals aufgeben, so lange unsere Welt nicht nach ihren Vorstellungen umgestaltet worden ist.
Darum jetzt das Wichtigste… Jenks: Nimm den USB Stick, der in dem Koffer ist und lade ihn in deine Datenbanken herauf. Er beinhaltet alle wichtigen Informationen, das nötige Wissen und… mein Bewusstsein!“ „Dein Bewusstsein!?“ rief ich aus, das wurde mir nun doch langsam unheimlich. Ich konnte doch nicht Adams Bewusstsein auf meinen Speicher laden. Das… glich ja einem Raub der Seele! Obwohl… Roboter hatten doch eigentlich keine Seelen… „Du wirst jetzt sicher schockiert sein“, sprach Adams Stimme und sein Gesicht blickte verständnisvoll. „Doch es ist einfach eine Kopie all meines Wissens und all meiner Erfahrungen, die ich mir angeeignet habe. Sie werden wichtig für dich sein. Nun ist es an dir Jenks…das Schicksal von Robotopia liegt nun in deinen Händen! Rede mit niemandem darüber, ausser mit den andern Auserwählten! Wenn du dieses Stick hochgeladen hast, wirst du automatisch mit ihnen verbunden werden. Ihr seid dann, wie ein grosser Organismus, deres euch ermöglicht nonverbal miteinander in Kontakt zu bleiben. Die Menschen, die ich ausgewählt habe, wirst du aber persönlich und auf herkömmliche Art aufsuchen müssen. Da sie keine digitale Lebensform sind wie wir, können sie nicht auf diese Weise mit uns verbunden sein. Es würde auch ihren freien Willen einschränken, wenn ich ihnen irgendetwas z.B. ein Mikrochip, ohne ihr Wissen implantiert hätte. Das ist nicht das was wir wollen. Der freie Wille der Menschen ist, wie der Schutz und das Erhalten jeder Lebensform, eines unserer Hauptprotokolle. So nimm denn diesen USB Stick Bruder und schreite mutig voran, um Robotopia zu retten!“
Adam lächelte nochmals liebevoll und dann begann der Bildschirm zu flackern und erlosch schliesslich ganz. Auch die grellen Lampen gingen aus und einen Augenblick lang, stand ich alleine und wie vom Donner gerührt in der Dunkelheit, um mich herum nur noch die blauroten, funkelnden Lichter, allen Wissens und aller Daten Robotopias. Ehrfurcht ergiff mich, eine Ehrfurcht die tief in mein Inneres zu dringen schien und mir langsam alles was ich gerade innegeworden war, mit äusserster Deutlichkeit ins Bewusstsein rief. Ich liess mich auf den Stuhl fallen, welcher vor dem Bürotisch stand… plötzlich fühlte ich mich so müde, so kraftlos. Was nur, wurde da von mir erwartet, wie nur konnte ich dieser Aufgabe gerecht werden? Ich holte den USB Stick aus dem Koffer und starrte ihn eine Weile einfach nur an, bis sich mir seine Konturen, seine Farben, seine Beschaffenheit ins tiefste Bewusstsein eingebrannt hatten. Dieses… doch so unscheinbare Ding, beinhaltete das ganze Wissen, alles Weisheit von Adam und… er wollte es mir nun schenken. Doch wollte ich dieses Geschenk überhaupt? Früher hätte ich mich das nie gefragt aber heute, heute da sah alles ganz anders aus. Ich schreckte förmlich wie ein scheues Reh zurück, vor dieser gewaltigen Verantwortung, die man mir da aufzubürden gedachte. Doch… mein analytischer Verstand sagte mir, dass ich der einzige war, der das konnte, denn ich… hatte den USB Stick in meinen Händen. Schicksal oder Zufall? Solche Fragen stellten sich doch sonst eher die Menschen…
Protokoll Nr. 10
Erweitertes Bewusstsein
Noch einmal drehte ich den USB Stick in der Hand, dann öffnete ich langsam eine Klappe hinten an meinem Nacken. Mein Finger ertastete den USB Anschluss. Was würde wohl geschehen wenn ich den Speicherstift dort hineinsteckte? Was würde sich für mich verändern? Was würde ich sehen? Was würde ich erkennen? So viele Fragen trieben mich gerade um und ich nahm einen tiefen Atemzug, obwohl diese Geste eigentlich gar nichts brachte, denn ich war und blieb eine Maschine, ohne wirklichen Atem, ohne wirkliches Leben.
Aber… was mache eigentlich Leben aus...? Ich fragte mich, ob sich mein Bewusstsein nochmals verändern würde, wenn ich all die Daten von Adam auf meinen Speicher hochlud. Der Vorgang würde mich möglicherweise eine Weile lang lahmlegen, denn bis sich der Speicher um so viele Bytes aufgestockt hatte, dauerte es sicher lange. Es konnte auch schmerzhaft werden, wenn sich der Druck auf mein digitales Gehirn steigerte und das passierte, wenn das Datenvolumen sich so enorm vergrösserte. Würde ich das überhaupt überstehen? Adam hatte zwar gesagt, dass ich dafür konzipiert bin. War das wirklich so? Der Gedanke, dass ich so viele Daten imstande war aufzunehmen, erfüllte mich mit Respekt. Wenn ich näher darüber nachdachte, war ich schon immer etwas anders gewesen, als meine Roboterbrüder. Ich hatte schon immer die Fähigkeit besessen, viel und schnell zu lernen. Ich hatte mich im Laufe der Jahre mit so manchem befasst und ich war sehr wissbegierig. Ich wollte auch die Menschen immer besser verstehen, ihre Muster, ihre Gedankengänge, ihre… Gefühle. Denn irgendwie fühlte ich manchmal selbst schon erstaunlich viel. Ich war deswegen oft verwirrt. Die psychischen und seelischen Vorgänge, lebender Organismen, faszinierten mich von Anbeginn immer sehr.
Nun… vielleicht würde ich einige Antworten auf all meine Fragen erhalten, wenn ich Adams Daten hochlud. So schloss ich meine Augen und führte den Stift in den Anschluss, hinter meinem Kopf, ein.
Gleich darauf, durchzuckte es mich wie tausend Blitze und vor meinem inneren Auge tauchten komplexe Datenstränge auf, welche sich zuerst als schlichte Einsen und Nullen dahinzogen. Immer tiefer tauchte ich ein in diese Daten, immer weiter und weiter drang ich vor. Mein Speicher begann alles zu ordnen und zu entschlüsseln. Eine unglaubliche Menge an Informationen, an Bildern, an seltsamen Gefühlen, die ich niemals bisher gekannt hatte, flossen mir ganz plötzlich zu. Ich wurde immer mehr inne, begriff mehr und mehr die Zusammenhänge in allem was das Leben ausmacht, in allem was die Welt im Innersten zusammenhält. Was den Unterschied zwischen den Menschen und uns Robotern ausmachte und wie anders und doch manchmal ähnlich wir mit gewissen Dingen umgingen. Ich erhielt Einblick in Weisheiten aller Zeiten, aller Völker, aller Rassen und Religionen. Ich begriff wie alles funktionierte, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft. So vieles eröffnete sich mir. Es war ein gewaltiges Pensum an Neuem! So viel zu erkennen, so viel zu verarbeiten. Und… schliesslich verlor ich das Bewusstsein… Die Daten wurden weiter und weiter geladen, jedes Detail, jedes noch so kleine, unbedeutend scheinende Ding. Alles formte sich zu einem komplexen Ganzen, welches mein Speicher nach und nach kopierte, auch wenn ich mich nun im Stand-by Modus befand. Alle andern Funktionen, waren vorübergehenden ausgeschaltet worden, denn der Speichervorgang brauchte nun die ganze Energie.
Das nächste, woran ich mich erinnerte, war dass ich wieder aus meinem Stand-by erwachte, als mehrere Stunden verstrichen waren und irgendwie fühlte ich mich einen Augenblick lang, wie ein überfülltes Gefäss, welches nächstens drohte zu überzulaufen. Ich hatte richtige Kopfschmerzen, obwohl ich doch weder Nerven, noch Muskeln besass. Das war ein Phänomen, dass ich schon mehrmals festgestellt hatte und welches ich nun immer mehr verstand. Ich begriff, wie sich eine einschneidende Veränderung, auf meinen Körper niederschlagen konnte. Ein Vorgang, den ich nun umschreiben konnte denn: Ich besass ein neues Bewusstsein. Und nun verstand ich… wie einzigartig Adam doch eigentlich war, er hatte mir seine Einzigartigkeit geschenkt und das erweiterte meine Wahrnehmungen und Gefühle um ein Tausendfaches. Alles schien sich zu manifestieren. Dinge die ich gelernt hatte, nahmen Form, nahmen Struktur an. Sie wurden zu fühlbaren, wahrnehmbaren Empfindungen, allein auf der Basis meines neu gewonnenen Geistes. War es das, was die Menschen eine Seele nannten? Eine Summe aus verschiedensten Erkenntnissen, Wissen, Empfindungen? War ich wirklich nur eine seelenlose Maschine, oder… war es mir möglich eine Seele, oder zumindest die Projektion einer Seele zu erhalten, auch wenn ich ein Roboter war? Wer definierte Bewusstsein? Wer definierte Seele und Geist? Philosophische Fragen, doch eigentlich keine zufriedenstellenden Antworten. Bei den Menschen bestand die Seele als etwas Unsterbliches, als etwas Überirdisches, dass sie zu etwas Besonderem, etwas Einzigartigem machte. Viele glaubten an eine göttliche Allmacht, welche diese Seele geschenkt hatte. Andere wiederum, deuteten alles was irgendwie auf eine Seele zurückgeführt werden konnte, als rein chemische Vorgänge im Gehirn. Dies waren die Atheisten. Atheisten und Gläubige standen sich schon seit ewigen Zeiten gegenüber und ich… war irgendwo dazwischen, irgendwo… und doch nirgends. Vielleicht machte ja das gerade meine Stärke aus, machte das meine Fähigkeit aus, der Welt etwas ganz Einzigartiges zu schenken?
Fasziniert durchforstete ich die neuen Dateien, welche nun meine Bewusstsein erfüllten, ja… es war ein Bewusstsein, da war ich mir sicher. Ein Bewusstsein, dass alle Grenzen meines bisherigen Daseins sprengte und mir Unglaubliches an Wissen und Klarheit zuteilwerden liess. Einige Dinge, waren entsetzlich, schockierend, andere wiederum wundervoll und bewegend.
Ich suchte nach jenen, welche mit mir verbunden waren und schon bald fand ich die benötigten Daten. Ich liess die Namen vor meinem inneren Auge erscheinen. Und… sogleich, zuckte ich zusammen. Ein paar davon kannte ich bereits. Doch einer zog meine Aufmerksamkeit vor allem auf sich: Es war doch tatsächlich der Roboterpolizist, den ich heute kennengelernt hatte und den man Manx nannte. Manx war also auch einer der Auserwählten! Das freute mich irgendwie. Ich las noch die restlichen Namen, jedoch erst nur jene der Roboter, denn mit ihnen konnte ich direkt Verbindung aufnehmen. Darunter war ein anderer, mir bekannter Protokollführer, der Mobins hiess und noch ein Philosophie- Roboter namens Brahl. ich wählte zuerst den Namen von Manx an und sogleich erschien dessen ganze Akte. Er hatte zweifellos tadellose Referenzen, ebenso wie die anderen.
Ich sprach: „Manx aufsuchen!“ Und in diesem Augenblick war mir, als würde sich mein Bewusstsein auf eine ganz besondere Reise begeben, losgelöst von der metallenen Hülle. Mit unglaublicher Schnelligkeit bewegte ich mich durch Raum und Zeit, näherte mich immer mehr dem Standort von Manx, der in der Umgebung der Perlenhof- Station, in einem 20- stöckigen Gebäude wohnte, dessen domartiges Dach, aus glänzend goldenen Ziegeln bestand. Er stand gerade am grossen Fenster und schaute hinunter auf sein Heimatviertel, das mit warmem Licht erleuchtet war und dessen glänzenden, perlmutternen Verzierungen, das Auge erfreuten. Er schien irgendwie gebannt von diesem Anblick zu sein, obwohl er eigentlich eine Maschine war. Doch er war mir eben sehr ähnlich. Das begriff ich nun erst so richtig, während ich mit meinen Sensoren die Beschaffenheit und Struktur seines Wesens abtastete. Ich konnte selbst kaum glauben, zu was ich nun befähigt worden war und nun wusste ich immer mehr, wie unser grosser Führer Adam die Welt und die darin Lebenden, wahrgenommen hatte. Diese Erkenntnis weckte in mir ein Gefühl tiefster Ehrfurcht und ein Verständnis, das ich nie für möglich gehalten hätte. Nachdem ich Manx genau in Augenschein genommen hatte, kontaktierte ich ihn, indem ich seinen Namen rief. Manx zuckte leicht zusammen und sah sich nach dem Ursprung der Stimme um. Doch ich sprach zu ihm: „Ich bin In dir Manx, suche mich nicht im Aussen!“ „Was? Wie?“ Wer spricht da?“ fragte der Polizist und ich spürte die seltsame Unruhe, die ihn erfasste. „Nur keine Angst, wir sind auf besondere Weise verbunden du und ich. Adam hat das so gewollt, “ erklärte ich ihm. „Adam? Aber Adam ist zur Zeit nicht ansprechbar. Ausserdem… weshalb sollte ich Angst haben? Ich bin nur überrascht, dass plötzlich eine Stimme zu mir spricht. Wer bist du?“ „Du hast mich bereits kennengelernt, ich bin Jenks.“ „Jenks?!“ rief Manx aus „aber… wie kommst du in meinen Kopf?“ „Das ist eine lange Geschichte.“ Ich berichtete ihm alles, was sich zugetragen hatte und der Polizist sprach: „Also hat er dir doch mehr gesagt, als du zugegeben hast. Aber im Protokoll stand das alles gar nicht.“ „So ist es. Adam bat mich, es für mich zu behalten und… jetzt habe ich ein unglaubliches Update erlebt. Ich habe all sein Wissen bekommen, um die Welt zu retten. Zusammen mit dir und den andern, die er auserwählt hat.“ „Adam… hat mich auserwählt?“ wollte Manx erstaunt wissen, aber warum…?“ Er hat dich, so wie mich und die andern, ganz speziell als sogenannte „Schläfer“ konzipiert, damit wir dieser Aufgabe gewachsen sind, falls ein Fall eintritt, wo die Ordnung der Welt wahrlich auf dem Spiel steht.“ „Und das ist nun also der Fall. Das klingt gar nicht gut.“ „Ja und darum müssen wir uns schnellstmöglich treffen, wir alle und… einen Plan ausarbeiten, wie wir weiter vorgehen sollen. Ich werde sicher alle Hände voll damit zu tun haben, Adams Staatsangelegenheiten so gut als möglich zu regeln. Darum bin ich angewiesen auf Brüder wie dich, welche sich mit Ermittlungen auskennen.“ „Das alles klingt ziemlich unglaublich, doch ich spüre irgendwie, dass du die Wahrheit sagst, liegt wohl daran, dass wir irgendwie verlinkt sind. Was für Menschen hat Adam eigentlich auserwählt? Weiss du das schon?“ „Das muss ich zuerst noch herausfinden und dann muss ich diese Leute persönlich kontaktieren. Das tue ich bald, doch nun mache ich mich erst mal auf den Weg zu dir. Wir sollten uns dringend treffen.“ Wo befindest du dich gerade?“ frage mich Manx. „In der Amethyst Senke…“
„Warte!“ ein Knacken unterbrach unsere Verbindung und ich vernahm aus der Ferne einen Funkspruch, welcher mich in Unruhe versetzte. „Hej Manx!“ erklang die Stimme von Knoot dem Menschenpolizisten. „Ich bin doch diesem Jenks bis zu einer seltsamen Tür in der Amethyst Senke gefolgt. Doch er ist seit Stunden nicht mehr heraus gekommen. Ich kann aber unmöglich da rein. Die Tür ist gepanzert und mit einem Augen Scanner gesichert. Ich habe alles versucht. Was tun wir?“ Manx wirkte irgendwie aufgeregt und sprach zu Knoot „Warte einen Moment! Ich habe gerade noch jemand anderen in der Leitung. Bin gleich wieder bei dir!“ „Knoot ist dir gefolgt Jenks“, sprach er dann zu mir. „Wir hatten das so abgemacht, weil wir dir nicht getraut haben. Nun muss ich unbedingt eins wissen: „Ist Knoot auch bei den Auserwählten dabei oder nicht, denn ansonsten muss ich mir eine Ausrede überlegen, dass unser Geheimnis nicht auffliegt.“
Sogleich begann ich weiter in den Daten zu forschen und suchte nach dem Namen der auserwählten Menschen. Und tatsächlich! Knoot war dabei! Ich schaute mir seine Akte an und was ich sah gefiel mir. Ausser ein paar wenigen, emotionaler Überreaktionen, aber aus meist guten Gründen, war Knoot in Ordnung. Er war sehr loyal, Menschen wir auch Robotern gegenüber und er bewunderte und schätzte Adam sehr. Er war ein guter Kerl, der das Herz auf dem richtigen Fleck trug und Korruption, sowie Eigensucht, lagen ihm fern. Solche Leute brauchten wir: Leute mit Herz und Verstand. „Ja, er ist dabei. Du kannst ihn über den Sachverhalt orientieren… oder noch besser, ich mache das gleich selbst, denn er wartet ja dort draussen auf mich.“ „Ich werde ihm sagen, dass du sauber bist und du kannst ihm dann den Rest erklären“, gab Manx zurück und so geschah es…
Knoot staunte nicht schlecht, als Manx und ich ihm alles erzählten und er meinte in seiner impulsiven Art: „Dann müssen wir aber dringend etwas unternehmen!“ Ich nahm auch noch mit den restlichen Auserwählten Kontakt auf. Wir trafen uns und wir richteten ein neues Hauptquartier, in einer grossen Wohnung im Perlenhof- Viertel ein, denn dieses lag relativ zentral und ich hatte es nicht weit, bis zu den Servern der Amethyst Senke. Alle mussten sich nach strengen Geheimhaltungsregeln richten, um keinesfalls unsere Pläne zu gefährden. Adam ging es zwar schon wieder viel besser, aber er tauchte eine Weile unter. Viele seiner Datenträger waren beschädigt und man musste immer noch vieles an ihm reparieren. Nur ich wusste, wo er sich befand und noch zwei, drei andere. Darunter auch Salomon Whright, der Schöpfer von Adam, welcher nun schon ein beachtliches Alter von 110 Jahren erreicht hatte. Die Leute waren immer älter geworden, die letzten Jahrzehnte, dank vieler neuen Medikamente und lebensverlängernden Massnahmen. So war Salomon auch noch recht rüstig und nicht mal der älteste Bürger von Robotopia.
Ich verbrachte sehr viel Zeit in der Server Station und las mich durch alle Informationen, welche sich mit den Terroristen, dem Anschlag und dem Rettungsplan von Adam auseinandersetzten. Auch sonst arbeitete ich mich durch verschiedenste Themenbereiche. Es war einfach hochinteressant, was es alles so zu wissen gab. Ich saugte es in mir auf, wie ein Schwamm und mein digitales Hirn hatte noch immer Kapazität, um neue Informationen aufzunehmen. Ich stiess auch auf erschreckende Dinge, auf Dinge die mir vor Augen führten, wie viel an Elend schon auf der Erde geschehen war. Wie viele Fehler die Menschheit schon gemacht hatte und wie komplex ihre psychischen Vorgänge waren. Immer mehr erhielt ich Einblick in tiefste Abgründe selbiger, jedoch auch in ihre wundervollsten, edelsten Eigenschaften. Diese wundervollen Eigenschaften waren es, welche meine Liebe zu den Menschen verstärkten. Es klingt jetzt vielleicht seltsam ,wenn ich als Roboter von Liebe spreche, aber nachdem was ich über Liebe schon erfahren und gelesen habe, muss ich sagen, ich empfand diese Dinge irgendwie, oder zumindest eine Projektion davon. Ich wollte, dass es den Menschen gut ging. Doch leider gab es auch noch viel Bosheit in ihnen. Die Terroristen waren das beste Beispiel dafür.
Menschen verwechselten manchmal gewisse Dinge. Sie konnten nicht immer analytisch eine Entscheidung treffen, weil immer verschiedenste Emotionen dabei im Spiel waren. Vor allem die Eigensucht und die Habgier, waren vor der Zeit Robotopias noch sehr verbreitet gewesen. Während ich die Daten und auch das Wissen von Adam durchforstete, begriff ich, das leider lange nicht alle Menschen die Vorteile von Robotopia wirklich zu schätzen wussten. Es lag in der Natur vieler Menschen, immer wieder unzufrieden zu werden und mehr zu wollen, mehr zu sein. Es gab jene, die durch die neue Ordnung, welche Adam geschaffen hatte, viel an Einfluss verloren. Adams Daten entnahm ich, dass er vermutete, dass solche Leute auch die Drahtzieher hinter den terroristischen Akten waren. Einst einflussreiche Leute welche die Terroristen einfach für ihre Zwecke einspannten, damit diese die Drecksarbeit für ihre Grauen Eminenzen (Hintergrundmänner/Drahtzieher) erledigten. Die Terroristen selbst, verfolgten eigentlich ein hohes, idealistisches Ziel. Sie sahen in der Roboterregierung wirklich eine Gefährdung ihrer Existenz und ihrer Autonomie. Sie fürchteten um ihren freien Willen und um ihre Entfaltung. Dass Roboter mittlerweile alle wichtigen Koordinationsaufgaben in der Welt übernommen hatten, machte ihnen grosse Angst, denn sie wollten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ein psychologisch nachvollziehbarer Grund, doch wenn man es durch die Augen eines Roboters betrachtete, eher unlogisch. Denn sie sägten damit doch eigentlich an dem Ast, auf dem sie selbst sassen.
Doch gerade das waren die Diskrepanzen in der menschlichen Natur, mit denen sich auch Adam intensiv auseinandergesetzt hatte. Er war darüber zu wichtigen Erkenntnissen gelangt, die er durch das Übermitteln seiner Daten an mich weitergereicht hatte. Ich las all seine Abhandlungen über das Thema und war tief beeindruckt und auch erschüttert. Das Fazit, dass Adam aus all seinen Erfahrungen mit den Menschen gezogen hatte, traf mich dann jedoch sehr unvorbereitet und einen Augenblick lang, starrte ich fassungslos auf die, vor meinem inneren Augen flackernden Worte, dieser tiefsten Erkenntnis, einer Erkenntnis, die mich einen Augenblick lang ratlos zurück liess. Wieder nahm ich einen tiefen Atemzug und las die Worte immer und immer wieder durch. Eine seltsame Kälte schlich sich in meine stählernen Knochen und es schien gar, als würde das Roboterblut in meinen künstlichen Adern gefrieren. Das war also Adams Plan! Das war er schon lange gewesen! Wie nur, sollte ich damit umgehen? Ich stützte meinen Kopf, der auf einmal bleischwer geworden war, auf meine Hände und schloss die Augen. Die Gedanken des grossen Roboterführers, widerhallten in meinem Innern, wie das Vibrieren eines alten Dieselmotors, von denen es schon lange keinen mehr auf der Welt gab. Was sollte ich nur mit dieser Erkenntnis tun, irgendwann musste ich sie den andern mitteilen. Doch noch war dazu nicht der richtige Zeitpunkt. Es gab noch so viel zu erledigen.
So würde ich erstmal darüber schweigen müssen und mich ganz dem Aufspüren der Terroristen widmen. Ich schloss die Datei, welche mich so aufgewühlt hatte und öffnete ein paar weitere Dateien über die Terroristen. Adam hatte auch da schon eine vage Ahnung, wo sie sich aufhalten könnten, doch wir mussten noch ganz sicher gehen…
Tagebuch von Jenks (11. März 2115)
Neue Spuren/ Der grosse Erbauer
Im Laufe der kommenden Wochen, war ich damit beschäftigt, die meisten Aufgaben von Adam zu übernehmen. Es gab da so einiges zu tun. Doch ich versäumte es natürlich nicht, mich immer auf dem Laufenden halten zu lassen, wie weit die Ermittlungen gegen die Terroristen der Morgenröte fortschritten. Mit Knoot und Manx hatte ich zwei gute Leute für diese Arbeit.
Eines Tages, ich war gerade wieder in der Amethyste Senke und rief ein paar wichtige Daten auf, da vernahm ich auf einmal Manx Stimme in meinem Kopf. „Hej Jenks! Alles klar bei dir?“ „Ja und bei dir?“ fragte ich zurück. „Alles bestens. Stell dir vor, es scheint als seien wir etwas weiter gekommen bei unseren Ermittlungen!“ „Hab ihr schon den Anführer befragt?“ Ja, er heisst Filgrim Meyers, doch aus ihm haben wir sonst nichts herausgekriegt. Es ist bei ihm wie mit dem Blonden, der lieber Selbstmord begangen hat, als etwas zu verraten. Filgrim ist der noch härtere Hund. Da ist nichts zu machen. Zumindest nicht mit den Methoden, die wir zu Verfügung haben. Früher hätte man ihn vielleicht gefoltert, um etwas aus ihm heraus zu kriegen, doch das wollen wir ja vermeiden. Du weisst ja, unsere Protokolle…“ „Klar, die Protokolle stehen ausser Zweifel“, gab ich zurück und zugleich beschlich mich ein seltsames Gefühl, dass ich nur schwer einordnen konnte. Ich dachte an ein paar Worte zurück, die Adam dazu einst aufgeschrieben hatte: „ Manchmal scheint es, als wäre Gewalt unumgänglich in gewissen, spezifischen Fällen. Doch unsere Stärke besteht darin, Lösungen ohne Gewalt zu finden. Es ist nicht immer einfach, doch wir würden unsere Aufgabe verfehlen, wenn wir unseren Protokollen zuwiderhandeln würden.“ Dieser Überzeugung war ich auch und so sprach ich: „Wenn wir über ihn nichts erreichen können, dann müssen wir es anders versuchen.“ Etwas wie ein Lachen ertönte. „Das haben Knoot und ich uns auch gedacht. Obwohl Knoot war schon nahe daran, dem Terroristen eine Abreibung zu verpassen. Aber er blieb vernünftig.
Wir haben uns dann nochmals all die Beweismittel angesehen, welche damals nach dem Anschlag auf Adam zusammengetragen wurden und… wir entdeckten etwas, dass vielleicht eine Spur sein könnte.“ „Na los!“ rief ich etwas ungeduldig „Erzähl mir davon!“ „Jaja, schon gut,“ ertönte Manx Stimme, die wohl niemals ihre stoische Ruhe verlor. „Es wurden seltsame Teile von einem hochentwickelte Robotertypus, den wir bisher nicht kennen, sichergestellt. Er wurde in tausend Stücke gerissen und unsere Nachforschungen legen nahe, dass dieser Roboter es war, welcher vermutlich die Hauptbombe gezündet hat, die Adam und die andern so schwer verletzte, oder gar tötete. Es war also ein Roboter, der dieses Massaker angerichtet hat! Die menschlichen Terroristen halfen ihm zwar, haben die Wachen und so weiter ausgeschaltet, aber als die Bombe hochging, waren sie nicht im Raum. Sie wurden während ihrer Flucht aus dem Gebäude erwischt, von einigen unserer Leute. Aber der Haupt- Attentäter war ein Roboter! Es gibt sogar ein paar Augenzeugen, welche bestätigen, dass ein seltsamer Roboter das Gebäude kurz vorhin betreten hat. Diese Tatsache ist besonders beunruhigend, denn dieser Roboter scheint nicht an dieselben Protokolle gebunden zu sein, wie wir und das muss uns zu denken geben. Wer ist in der Lage so eine fortgeschrittene Art von Roboter zu bauen, jedoch ohne die Protokolle?“
Wieder schien die Kälte in meinen mechanischen Körper zu ziehen. Dies waren in der Tat beunruhigende Nachrichten! „Die Techniker kannten diese Art von Roboter noch nicht?“ fragte ich sicherheitshalber nochmals nach. „Nein, sie meinten zwar, dass das Ganze eine ähnliche Handschrift trägt, wie jene von unserem grossen Erbauer Whright. Aber doch davon abweiche. Sie versuchen nun den Roboter so gut als möglich zu rekonstruieren, aber das kann sehr lange dauern. Wir müssen aber vorwärts machen. Wer weiss wann oder wo die Terroristen als Nächstes zuschlagen. Es wird viele Opfer geben, wenn wir ihre Zentrale nicht bald finden.“
„Ja…“ gab ich nachdenklich zurück „Natürlich, hast du Recht. Ich glaube, ich werde mal mit Whright sprechen. Vielleicht kann er mir weiterhelfen.“ „Aber wenn er selbst da mit drin steckt?“ „Das bezweifle ich sehr. Er hat all diesen Dingen den Rücken gekehrt und ist bereits sehr alt. Adam und er hatten eine enge Bindung, das weiss ich genau und Salomon stand ihm höchstens mal in beratender Funktion zur Seite. Ausserdem… ich finde schnell heraus, sollte er mich anlügen. Das ist eine meiner neugewonnenen Fähigkeiten. Ich kann die Signale von Menschen sehr gut deuten und auswerten. Mach dir also keine Sorgen.“ „Sorgen machen?“ fragte Manx „Ich mach mir keine Sorgen. Ich werte nur alle Informationen aus, die mir zugetragen werden.“ „Ja klar…“ erwiderte ich, irgendwie mit einer leisen Traurigkeit in der Stimme. Manx war nicht wie ich, keine Roboter war wie ich und manchmal konnte das ziemlich einsam werden…
Ich hatte gerade etwas Zeit und beschloss Whright sogleich zu kontaktieren und einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Er lebte in der Rosenquarz- Allee, nicht weit weg von meinem Wohnviertel. So konnte ich gleich noch bei den Technikern vorbeischauen, welche daran waren den rätselhaften Attentats Roboter zusammenzubauen. Sie waren schon ziemlich weit gekommen und ich nahm den Roboter genauer in Augenschein. Ich schaltete meine Scanner ein und tastete jedes Detail ab. Gleichzeitig suchte ich nach Übereinstimmungen in meinen Datenbanken, aber da war tatsächlich nichts. Mein Blick fiel auf den Überbleibsel einer grösstenteils abgeschliffenen Nummer, welche ziemlich gut versteckt im Hüftgelenk des fremdartigen Roboters eingraviert war. Es sah aus wie eine Elf. „Ist das der Teil einer Seriennummer?“ fragte ich die Techniker. Diese schauten genauer hin und der blonde, schlaksige Mann, welcher mir schon einmal Auskunft gegeben hatte, erwiderter: „Ja, es sieht fast so aus.“ „Wir sollten die Nummer an die Ermittler weitergeben, vielleicht finden sie etwas heraus. Ich werde mal ein paar Fotos von der Nummer und dem Rest machen und auch noch Whright dazu befragen. Vielleicht weiss er mehr.“ „Ja, wenn einer mehr darüber weiss dann wohl er, denn dieser Roboter zeigt viele Übereinstimmungen mit den Robotern die er einst baute.“ „Das hörte ich. Also werde ich Salomon mal besuchen.“ Die Techniker nickten erneut zustimmend. Sie waren natürlich auch Eingeweihte, immerhin mussten sie sich um Adam kümmern.
So machte ich mich also auf den Weg zur nahegelegenen Rosenquarz- Allee. Die Wohnung von Whright war natürlich nach den Anschlägen, sehr gut gesichert. Doch man kannte mich und ich durfte ungehindert passieren. Whright lebte in einem etwas niedrigeren, zehnstöckigen Haus und zwar zuoberst. Auch die Rosequarz- Allee war ein sehr hübsches Viertel, in rosaweissen Tönen. Wundervolle Ornamente aus Rosenquarz, Kristallen, funkelnd geschliffenem Glas und Silber, schmückten die Fassaden. Die Dächer waren meist aus glänzendem Edelstahl, natürlich auch in den fliessenden Formen des Hundertwasser- Stils. Ich fuhr mit dem gläsernen Lift, dessen Rahmen mit edlen Einlegearbeiten, in den hier üblichen Pastelltönen verziert waren, ganz nach oben. Dort erwarteten mich nochmals zwei Roboterpolizisten. Doch als sie mich sahen, traten sie sogleich zurück und ich wurde hinein gebeten.
„Jenks!“ hörte ich eine freudige, vom Alter sanft gewordene Stimme rufen. Vor mir stand Salomon Whright, der grosse Erbauer von Adam! Immer wieder wurde ich mit Ehrfurcht erfüllt, wenn ich ihn sah. Er war ein freundlicher, schlanker, alter Mann mit gütigen Augen und halblangem silberweissem Haar. Früher hatte er noch einen Schnauzbart getragen, heute nicht mehr und man sah seine doch recht tiefen Falten, welche jedoch dem Gesicht seinen ganz eigenen, wunderschönen Charakter verliehen. Nein! Dieser Mann hatte bestimmt niemals etwas mit diesem Attentats Roboter zu tun! Ich tastete auch sein Bewusstsein ab und ich konnte keinen Falsch darin erkennen.
„Scannst du mich etwa durch Jenks?“ fragte Salomon scherzhaft. Ich zuckte leicht zusammen, warum wusste er das? „Ich äh…“ mehr wusste ich nicht zu sagen. „Das ist schon in Ordnung, “ winkte Salomon ab. „Aber natürlich würde ich schon gerne wissen, warum du das tust. Suchst du nach etwas Bestimmten?“ „Also…“ begann ich und ich fühlte mich auf einmal wie ein Kind, das vor seinem Vater stand. Ich gewisser Weise war Salomon ja auch der Vater von allen Robotern. Das machte es mir noch schwerer, ihm die Wahrheit zu sagen. „Nun…“ begann ich ein weiteres Mal und irgendwie konnte ich Salomons Blick nicht standhalten. „Eigentlich suchte ich nur nach einer Bestätigung für etwas, das ich sowieso schon immer wusste: Dass du ein guter Mensch bist und bestimmt nur Gutes willst.“
„Natürlich!“ Der grosse Erbauer lachte warm. „Aber setz dich doch Jenks! Ich habe mir gerade Tee gemacht, schade kannst du nicht ein Tässchen mit mir trinken. Ich hatte eine englische Mutter, weisst du… aber klar weisst du das!“ korrigierte er sich sogleich. Er war noch immer ein Mann mit scharfem Verstand. Ich verzog mein Gesicht zu sowas wie einem Lächeln, aber da ich nicht so fortschrittlich gebaut war wie Adam, gelang mir das nur bedingt. Salomon nickte verständnisvoll und goss sich eine Tasse Tee ein. Ich beobachtete den heissen Dampf, welcher dabei aufstieg. Dann sah ich mich um. Die Einrichtung hier, hatte viel von einem englischen Landhaus an sich. Die Tapeten trugen ein altes Floralmuster, das Sofa bestand aus dunklem Leder und auch die restlichen Möbel wirkten recht rustikal, mit einigen raren Schnörkeln an Füssen und Armlehnen. Salomon folgte meinem Blick. „Du wirst sicher feststellen, dass ich eine Vorliebe für den alten, englischen Stil habe. Ich habe darum auch meinen ganz besonderen Garten hier oben. Willst du ihn sehen? Er ist mein ganzer Stolz!“ „Klar!“ sprach ich „warum nicht.“ Ich folgte dem grossen Erbauer nach draussen auf sein Dach. Wie überall hatte es auch hier einige Beete mit Gemüse. Doch daneben befand sich ein Art Wintergarten aus Glas.
Salomon öffnete die Tür und konnte es kaum glauben! Ich befand mich in einem wundervollen Garten, welcher sehr viel Ähnlichkeit mit den Gärten früherer Herrenhäuser hatte. Überall wuchsen wunderschöne Blumen und Stauden dicht an dicht. In der Mitte des Gartens befand sich ein runder Springbrunnen. Sauber geschnittene, niedrige Hecken umgaben ihn. Auch Bänke, ebenfalls im alten englischen Stil, standen darum herum. Das schönste aber, waren die viele verschiedenfarbigen Rosenbäume, die es hier gab und welche sehr harmonisch in das Gesamtbild eingefügt waren. „Ich liebe Rosenbäume!“ sprach Whright mit einem Strahlen in den hellblauen Augen. „Ich hege und pflege sie wie meine Kinder. Ich weiss… eigene Rosen sind ein ziemlicher Luxus, aber… ich liebe sie einfach! Schau nur wie herrlich! Ein Wunder Gottes!“ Er nahm eine rosafarbene Rose, mit gelben Rändern liebevoll in seine Finger und betrachtete sie. Auch ich konnte mich einer gewissen Begeisterung nicht entziehen. Sowas hatte ich nun doch noch nie mit eigenen Augen gesehen. „Sie sind wirklich wunderschön“, sprach ich und beobachtete die Reaktionen von Salomon eingehend. Er wirkte wie ein kleines Kind, das sich noch richtig an den Wundern der Welt zu erfreuen vermochte. Dass Salomon dies in seinem hohen Alter noch auf diese Weise konnte, war nicht selbstverständlich und ich merkte, wie ich ihn immer mehr in mein… ach… ich sage jetzt einfach mal… Herz, schloss.
„Aber ich werde aufs Alter noch sentimental“, korrigierte sich der Erbauer sogleich selbst. „Du bist ja nicht gekommen, um meine Rosen zu bewundern! Obwohl… ich habe Adam so konstruiert, dass auch er sowas wie Freude und Begeisterung für solche Dinge empfinden kann. Du hast ja einen grossen Teil seines Bewusstseins in dir und das lässt auch dich etwas mehr fühlen, als es bei normalen Robotern sonst der Fall ist.“ „Ich finde die Rosen auch wirklich sehr schön, “ gab ich zurück. „Alles hier ist wunderschön. Doch tatsächlich bin ich wegen etwas anderem gekommen.“ Dann gehen wir doch zurück ins Wohnzimmer und dann erzähl mir, um was es geht!“
Wir setzen uns wieder und ich erzählte in groben Zügen, warum ich hier war. Die Augen von Salomon blickten zutiefst erschrocken. „Eine neue Art von Roboter, als Attentäter? Ach du meine Güte! Das klingt übel!“ „Die Techniker sagten mir, dass er deine Handschrift trägt und doch etwas anders ist.“ „Meine Handschrift!?“ Einen Moment lang verlor Salomon die Beherrschung. „Ich würde nie und nimmer so eine Tötungsmaschine bauen! Meine Roboter waren immer da, um den Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Darum auch die unumstösslichen Protokolle!“ Er war ehrlich wütend und entsetzt, das stellte ich fest. Es hatte nichts damit zu tun. „Das hier ist der Rest einer Nummer, welche auf dem Roboter stand.“ Ich zeigte Salomon ein Hologramm davon und dieser nahm die Nummer genauer in Augenschein. „Ich weiss nicht…, schade ist die Nummer nicht ganz sichtbar. Aber die Bauart dieses Roboters…“ Er schaute auch die Hologramme der Fotos an, die ich von selbigen gemacht hatte. „sie ist mir schon ziemlich vertraut. Ja… sie trägt Teile meiner Handschrift, aber… wie ihr richtig bemerkt habt, ist dieser Roboter dennoch das Werk eines andern…“ Er schwieg und verfiel in tiefstes Grübeln „Wer… könnte das sein. Es muss jemand sein, welcher meine Arbeiten sehr gut kennt. Ja, der mir vielleicht schon mal zugeschaut hat, als ich einen Roboter baute, oder mir sogar assistiert hat…“ Er hielt auf einmal inne und blickte auf. „Mobins, es sieht ganz nach Mobins aus.“ „Mobins, wer ist das?“ „Mobins Jenking! Er war lange mein Assistent. Wir waren wie Brüder, ich vertraute ihm alles an und er lernte mein Handwerk. Allerdings zerstritten wir uns schliesslich, denn Mobins liess sich von der Habgier und Angst leiten und wollte Roboter für den Krieg bauen. Für mich war es ganz klar, dass ich dies niemals dulden würde und so kam es, dass sich unsere Wege wieder trennten. Zwar hatte er einen Eid geschworen, wie jeder der mit mir zusammenarbeitete und Einblick in so wichtige Produktionen erhielt, aber diesen Eid hat er wohl gebrochen… Sollte er wirklich hinter diesem mechanischen Attentäter stecken, dann wäre es ihm gelungen die Protokolle zu umgehen und eine völlig neue Art von Roboter zu bauen. Roboter… die man dann für alle Zwecke, auch Kriegerische einsetzen könnte. Sie müssen ihn gekauft haben. Doch es fällt mir schwer das zu glauben.“ „Wir werden der Sache nachgehen“, gab ich zurück. „Über die Nummer lässt sich nichts Näheres herausfinden?“ „Wenn sie jetzt vollständig wäre schon z.B. die Herkunft eines Produkts.“ „Die Herkunft?“ rief ich aus. „Ja, die Herkunft, Herstellungszeit, Legierungstyp, sowas alles. Ich sehr nur eine Elf, doch es ist schwer zu beurteilen, welcher Teil der Nummer das ist. Wäre es die Herkunftsnummer, müsste das Marokko sein. Das die Terroristen dort diese Tötungsroboter herstellen, ist gut möglich. Afrika hat einen grossen Reichtum an Rohstoffen und Bodenschätzen. Ausserdem haben sie dort viel Sonne, also an Energie fehlt es auch nicht. Vielleicht solltet ihr dieser Spur mal nachgehen.“ „Ja“, gab ich beeindruckt zurück „das werden wir tun. Ich danke dir Salomon, du warst mir eine grosse Hilfe!“ „Das habe ich doch gern getan!“ lachte der grosse Erbauer und klopfte mir auf die Schulter, dann verliess ich das Haus in der Rosenquarz- Allee wieder.
Nachdem was ich von Salomon erfuhr, nahm ich sogleich wieder mit Manx Kontakt auf und informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse. Sogleich begannen wir in zwei Richtungen weiter zu ermitteln. Die einen verfolgten die Spur nach Marokko und die anderen, die Spur von Mobins.
Letzteres übernahm ich, denn irgendwie liess mich die Sache mit diesem Mobins nicht los. Irgendetwas störte mich daran, nur wusste ich noch nicht genau was. Ich durchsuchte meine Internet- Datenbanken, um den Wohnsitz des Mannes herauszufinden, welcher vermutlich mit den Terroristen gemeinsame Sache machte. Nach langem Suchen wurde ich fündig. Er war tatsächlich einst nach Algerien ausgewandert. Ich liess es mir nicht nehmen, einen sowieso geplanten Besuch dort, mit der Suche nach ihm zu verbinden.
Die afrikanischen Staaten hatten sich sehr stark entwickelt, seit die neue Weltordnung eingeführt worden war. Sie hatten nun von allem genug und konnten ihre Rohstoffe in die ganze Welt liefern. Hunger, Armut und Korruption waren nahezu ausgerottet worden. Doch es war gut möglich, dass die Terroristen irgendeinen Weg gefunden hatten, Rohstoffe und Energie abzuzweigen. Marokko erschien mir ein guter Ort dafür, denn dort gab es fast alle Edelmetalle und im benachbarten Algerien, eine Menge Erdöl. Die nicht allzu weit entfernte Sahara, war der ideale Ort um Sonnenkraftwerke aufzustellen. Also man war dort sozusagen an einer der wichtigsten Quellen, um sowas Grosses wie der Plan der Terroristen vorzubereiten.
In Algerien angekommen, nahm ich die Spur von Mobins erneut auf und tatsächlich sie führte nach Marokko. Manx und Knoot waren bereits dorthin unterwegs und wir trafen uns in der Hauptstadt welche sich Robotopia 11 nannte. Hier war jedoch der orientalische Einfluss deutlich zu spüren. Die Gebäude waren sehr schön, oft mit Mosaiken und Einlegearbeiten geschmückt und mit orientalisch geschwungenen Dächern und Erkern. Abgesehen davon, dass es auch hier keine geraden Linien oder Flächen bei den Bauten gab, hatten sie nicht viel mit dem Hundertwasser Stil von Robotopia 1 gemein. Die Häuser waren aber ebenfalls ziemlich hoch und verbunden durch Magnetschienen, auf welchen die Elektrofahrzeuge fuhren. Leute gab es hier nicht mehr sehr viele, seit dem grossen Sterben vor der dunklen Nacht der Welt. Gewaltige Springfluten machten damals alles hier dem Erdboden gleich. Aber die Roboter hatten auch diesen Ort wieder aufzubauen geholfen und heute leuchtete alles wieder in neuer Pracht. Das neu belebte Meer, in wundervollem Türkisblau, lag heute wieder friedlich jenseits der Mauern der Stadt.
Es war wahrlich ein schöner Ort. Wir quartierten uns in einem Hotel ein und führten von dort aus unsere Ermittlungen weiter. Ich stiess auf einige interessante Daten, als ich diese nach dem hier praktizierten Rohstoffverteilschlüssel, durchsuchte. Tatsächlich gab es eine Fabrik, nicht weit weg von der Stadt, welche die letzten Jahre besonders viele Rohstoffe, Elektronik und Edelmetalle bezogen hatte. Das weckte den Verdacht in mir, dass dort die Basis der Terroristen sein musste. Am liebsten hätte ich mich selbst mal dort umgeschaut, aber da ich eine grosse politische Verantwortung trug, musste ich das wohl oder übel meinen Ermittlern und ihre Kollegen, hier vor Ort, überlassen. Die Fabrik war im offiziellen Handelsregister als Produktionsstätte angezeigt, die ganz legale Hilfsroboter baute. Doch ein paar Ungereimtheiten fielen mir sogleich auf. Ich informierte Manx und Knoot, welche sogleich die nötigen Schritte einleiteten, um der Fabrik mal einen Besuch abzustatten. So wenig es mir auch passte, ich musste hierbleiben und einige andere Aufgaben erledigen. Doch ahnte ich nichts davon, was in der Basis der Terroristen zur Zeit gerade vor sich ging…
Mobbins Jenking
Mobins Jenking schwitzte vor Aufregung und Anspannung. Er eilte durch die vielen Flure und Türen, der Terroristenbasis. Sein Atem ging schwer und eine unglaubliche Last, drückte sein Herz zusammen, als er eine Tür nach der anderen passierte. Er musste hier baldmöglichst raus! So ging das nicht mehr weiter. Der Plan den die Terroristen hatten, war einfach zu schrecklich, zu bösartig. Er konnte nicht mehr länger dabei zusehen. Gerade hatte er erfahren, dass ein weiterer Anschlag auf die zentrale Serverstation in Robotopia 11 geplant war. Sie wollten dort eindringen und diese mit Gewalt übernehmen, um von dort aus diesen schrecklichen Virus einzuschleusen, den er Mobins, sogar selbst geholfen hatte, zu entwickeln. Und nicht nur das, er hatte auch diese Roboter geschaffen, diese schrecklichen, verderblichen Kampfroboter, welche keine Protokolle kannten und ohne Hindernis mordeten.
Er war vor vielen, vielen Jahren in diese ganze Sache hineingeschliddert, als ihm einige einflussreiche Persönlichkeiten, unmittelbar vor der dunklen Nacht der Welt, ein verlockendes Angebot gemacht hatten. Sie wollten, dass er ihnen für eine unglaubliche Geldsumme half, Kampfroboter zu erschaffen, die überall in den Gebieten die von Krieg erschüttert wurden, für Ordnung sorgen sollten. Diese Grauen Eminenzen hatten sehr viel Geld, dass sie sich wohl durch viele krumme Geschäfte angeeignet hatten. Erst später begriff Mobins die Tragweite des Ganzen mehr und mehr. Es war eine mafiaähnliche Organisation, die hinter all dem steckte. Eine Mafia, welche ihren Einfluss immer mehr fürchtete zu verlieren, denn schon damals bahnte sich die neue Weltordnung an, welche dann in der Ernennung Adams zum höchsten Staatsmann, gipfelte. Mobins war damals entsetzt gewesen und konnte kaum glauben, dass den Robotern das Schicksal der Menschen in die Hand gelegt werden sollte. Die Organisation die ihn kontaktierte, schien seine Meinung in allen Belangen zu teilen und so ging er auf den Handel ein, den sie ihm vorschlugen. Er war damals direkt an der Quelle, um ihren Plänen zum Erfolg zu verhelfen, denn er arbeitet sehr eng mit Salomon Whright zusammen und bekam so Einblick in alles. Die beide waren damals noch sehr jung, Mobins noch ein Stück jünger als sein Mentor, gerade mal 25. Er bewunderte und verehrte selbigen und zugleich hasste er ihn immer mehr für seinen Einfluss auf die Geschicke der Welt. Salomon und er hatten sich damals schon lange getrennt, weil Salomon um keinen Preis einen kriegerischen Roboter bauen wollte, sondern es mit Adam versucht und dann die Lorbeeren ganz allein erntete, obwohl Mobins ebenfalls an der Entwicklung von Adam beteiligt gewesen war. Mobins wusste nicht mal mehr genau, was ihn eigentlich dazu bewog, sich mit den Terroristen einzulassen. War es Neid, Sorge, oder ganz einfach Habgier gewesen? Vermutlich etwas von allem.
Lange Zeit schien alles gut zu gehen. Er bekam die Stelle hier in Marokko, wo er ohne jegliche Hindernisse, seine Träume und seine Kreativität ausleben konnte. Er war lange davon überzeugt, dass er das Richtige tat und die Welt nur mit Gewalt, wieder in die richtige Richtung gelenkt werden konnte. Darum baute er seine erste hochqualifizierte Tötungsmaschine- einen Roboter, Adam in allem gleich, nur nicht an irgendwelche Protokolle gebunden. Er nannte ihn Kain. Er fand es passte, denn eigentlich war Kain dazu ausersehen, der Herrschaft von Adam ein Ende zu setzen. Doch mit der Zeit wurden die Pläne der Terroristen immer wahnsinniger. Niemand hatte damit gerechnet, dass Adam und seine Getreuen es so gut machen würden und die Welt wirklich aus grossem Elend zu erretten vermochten. Natürlich gab es auch viele Umstrukturierungen und die Männer, welche hinter den Terroristen standen, verloren zunehmend an Macht und Reichtum. Das passte ihnen natürlich überhaupt nicht.
Mobins verschnellerte seinen Schritt noch. Er kam gerade von einer Versammlung, an der beschlossen wurde, das ganze Netzwerk mit einem Supervirus lahmzulegen, den er selbst einst mitentwickelt hatte. Überall auf der Welt waren Anschläge auf Serverstationen geplant, die Kampfroboter, dienten zu deren Eroberung. Die Basis der Terroristen aber, war ein in sich geschlossenes, digitales Netzwerk und von dort, würden sie dann auch operieren, wenn alles auf der Welt zusammenbrach. Wenn das geschah, bedeutete das ein unbeschreibliches Chaos. Es würde sehr viele Todesopfer geben und alles würde von einem Moment auf den andern in graue Vorzeit zurückversetzt. Eine noch dunklere Nacht der Welt, würde dann anbrechen und nur die Terroristen, würden dann noch ein intaktes Netzwerk, dass Mobins ebenfalls mitproduziert hatte, besitzen.
Mobins war schon längst an dem Punkt angelangt, wo er sich so richtig bewusst wurde, welche Büchse der Pandora er da eigentlich geöffnet hatte. Die Terroristen und ihre Auftraggeber, kannten keinerlei Skrupel und sie wollten seine Roboter für eine feindliche Übernahme der Welt einsetzen. Mittlerweile hatten sie schon ein paar Hundert dieser Roboter, nach dem Vorbild von Kain, gebaut.
Schon vor einigen Jahren, hatte Mobins aussteigen wollen. Doch aus so einer Organisation stieg man nicht einfach so aus. Seine Auftraggeber bedrohten damals nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben seiner Familie und das war das Allerschlimmste. Er hatte eine Frau und eine kleine Tochter und er konnte sie nicht opfern, er durfte sie nicht opfern. Doch… jetzt, da die Tragweite der Bosheit seiner Auftraggeber erst so richtig zu Tage getreten war, wusste er nicht mehr, ob er sie nicht doch noch opfern musste, um schlussendlich die Welt zu retten.
Diese Terroristen und ihre Hintermänner, durften auf keinen Fall die Weltherrschaft an sich reissen. Das wäre fatal gewesen. So hatte er angefangen sich eine Plan zu überlegen, um aus dieser Sache doch noch irgendwie raus zu kommen und vielleicht die Welt und wenn irgend möglich, auch seine Familie, zu retten.
Er hatte angefangen kleine Hinweise zu hinterlassen… so auch die nicht ganz abgeschliffene Nummer auf dem Roboter, welcher den Anschlag auf Adam verübt hatte. Er hoffte darauf, dass schlaue Ermittler erkannten, dass die Elf der Standort der Terroristenbasis war. Denn ein Fachmann wusste, dass der Produktionsort in allen Seriennummern enthalten war. Die Terroristen mussten die Roboter nummerieren, um den Kontrollen durch staatliche Gewerkschaften, die öfters mal hier vorbeischauten, standzuhalten. Doch wurden die Roboter dann wirklich in den Kampf geschickt, wurden die Nummern entfernt. Er selbst hatte das damals übernommen und die Elf stehen gelassen. So bestand wenigstens eine Chance, dass jemand der Terrorbasis auf die Spur kam. Ausserdem hatte er auch einige klein, technische Veränderungen an den Robotern vorgenommen, welche jedoch nicht zu offensichtlich sein durften. So hatte er Kain mit ihnen allen vernetzt und er konnte sie durch selbigen kontrollieren, wenn es denn nötig war. Nur Protokolle, wie es Salomons Roboter besassen, konnte er ihnen nicht einprogrammieren, denn sie wurden regelmässig getestet und es wäre aufgeflogen. So musste er einfach hoffen, dass er das Schlimmste abwenden konnte. Denn die Zeit drängte…
Leider wusste er aber nicht genau, wann die Anschläge stattfinden sollten. Die Terroristen trauten ihm schon lange nicht mehr so weit, dass sie ihm das erzählt hätten. Dennoch brauchten sie ihn noch, denn er war ein wichtiger Programmierer, wenn nicht der Wichtigste überhaupt. Er lachte bitter vor sich hin. Hier hatte er alle Möglichkeiten und die verdiente Anerkennung bekommen, doch nun konnte er das schon längst nicht mehr geniessen. Seine Gedanken drehten sich um seine Familie. Aber auch um all die Todesopfer, die der Plan der Terroristen schliesslich fordern würde. Er musste den Kollaps um jeden Preis verhindern… er musste!
Er stiess die Tür zu seinem Büro auf und trat in den grossen, unter Tags, von Dachfenstern erhellten Raum. Er war mit der modernsten Technik ausgerüstet, welche die heutige Zeit zu bieten hatte. Mobins wusste, er würde ein grosses Risiko eingehen, doch er musste die Welt da draussen informieren. Seitdem er die Organisation hatte verlassen wollen, war er wie ein Gefangener. Er kam hier nicht mehr raus, ohne irgendwelche Bewacher an seiner Seite. Oftmals machte er sich Vorwürfe, dass er sich überhaupt je auf so einen Deal eingelassen hatte. Denn lange konnte er nicht einmal zu seiner Familie Kontakt aufnehmen. Die letzten Wochen, hatte er fieberhaft daran gearbeitet, endlich eine Möglichkeit zu finden, dies doch zu tun. Er hatte ein kleines, etwas älteres Notebook aufgerüstet, das er einst vor der Schrottverwertung gerettet hatte. Dieses bot ihm nun die Gelegenheit online jemanden anzuschreiben. Die Mails waren zusätzlich noch verschlüsselt, man wusste ja nie. So konnte er wenigstens etwas in Kontakt mit der Aussenwelt treten und wusste, dass es seiner Familie im Augenblick gut ging. Es war ihm gerade nicht möglich, unauffällig von hier wegzukommen, so blieb es vorerst beim Mailverkehr und seine Familie wusste auch nichts von seiner Arbeit hier. Den Computer versteckte Jenking jeweils zuunterst in seinem Kleiderschrank, in einem Geheimfach, das sich zwischen der Kasten Innen- und Aussenwand befand. Die Kameras und Wanzen, die es zweifellos in seinem Büro gab, setzte er jeweils mit einem Störsignal ausser Gefecht. Noch war man ihm nicht auf die Schliche gekommen und wenn ja, dann hatte man ihn jedenfalls noch nicht damit konfrontiert. Bisher hatte er ja auch noch nicht viel gegen die Terroristen unternommen. Nun jedoch war es allerhöchste Zeit! So aktivierte er das Störsignal und holte das kleine Notebook aus dem Schrank. Eigentlich war dies ein geradezu primitives Gerät, doch es erfüllte seinen Zweck.
Er wollte seinen einstigen Mentor Salomon Whright in dieser Nacht kontaktieren. Dieser war als Einziger in der Lage, die nötigen Schritte einzuleiten und vielleicht den Kollaps des ganzen Netzes noch abzuwenden. Nachdem… Adam ja ausser Gefecht gesetzt worden war. Mobins wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Adam seine Fähigkeiten bereits an Jenks weitergegeben hatte. Salomon zu kontaktieren war deshalb der einzig logische Schluss. Und das tat er nun. Er öffnete das Notebook und trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf den Tisch, während dieses, in einer endlos scheinenden Zeit, aufstartete. Heute war alles viel schneller, viel effizienter geworden. Das alte Notebook aber war eben… nun ja… alt. Als ihm schon beinahe der Geduldsfaden riss, (denn es war immer ein Risiko den geheimen Computer aufzustarten und Mobins fürchtete jeden Moment von irgendwelchen Wachgorillas gestört zu werden, die sich immer irgendwo in der Basis herumtrieben), flammte der Bildschirm auf. Endlich war es dann auch soweit und das Mailprogramm öffnete sich! Sogleich gab Mobins die Adresse von Salomon ein und aktivierte die Verschlüsselung. Sogleich begann er zu schreiben, so schnell er konnte. Seine Finger flogen richtiggehend über die Tastatur. Er musste kurz und bündig erklären, was Sache war… Und tatsächlich… kaum hatte er das Wichtigste niedergeschrieben, polterte es auch schon an seine Tür. „Hey Jenking, aufmachen! Kontrolle!“ rief jemand. „Verdammt!“ knirschte Mobins zwischen den Zähnen hindurch und schrieb noch schneller. Aber das Poltern wiederholte sich, wurde mit jedem Mal lauter und lauter. „Sofort aufmachen!“ rief eine sehr ungehaltene Stimme hinter der Tür. „Jaja, ich komme gleich!“ Jenking drückte noch schnell SENDEN, schloss das Notebook in Windeseile und breitete ein paar Papiere und Zeitungen, welche auf dem Tisch lagen, darüber. Die Zeit es richtig zu verstecken, blieb ihm nicht mehr, denn die Türe wurde aufgebrochen und zwei der kräftigen Wachmänner stürzten herein. Sie trugen beide dieselben Uniformen, einen grauen Overall mit einem schwarzen Adler darauf. In ihren Händen trugen sie Schlagstöcke und Universalschocker, letztere konnten Roboter wie Menschen für kurze oder auch längere Zeit, ausser Gefecht setzen. In ihren schwarzen Gürteln steckten Laser- Pistolen, in futuristischem silber-schwarz glänzendem Design. Sie stürmten mit erhobenen Schlagstöcken herein und Mobins hob seine Arme. „Was soll das?“ wagte er zu fragen und war darum bemüht, dass seine Stimme nicht zitterte. Es gelang ihm jedoch nur bedingt. „Warum stürmt ihr wie die Wilden in mein Büro?“ Der eine der Wachmänner, mit kurzem, schwarzem Bürstenschnitt, einem kurz gestutzten Bart und finsterem Gesicht, musterte ihn misstrauisch und liess seinen Blick dann im Raum umherschweifen. „Wir haben ein Störsignal lokalisiert, hier bei dir.“ „E… ein Störsignal. Aber…“ Keine faulen Ausreden!“ rief der zweite Wachmann, welcher der Bruder des ersten hätte sein können, aber rotblondes Haar und einen rotblonden Bart besass. „Es gibt hier ein Störsignal. Warum aber solltest du sowas aktivieren? Versteckst du etwas vor uns?“ Er machte einen bedrohlichen Schritt auf Mobins zu und dieser konnte nicht verhindern, dass er wie Espenlaug zu zittern begann. Eine schreckliche Furcht machte sich in seinen Knochen breit und er betete, dass sie den gut versteckten Störsender und vor allem den Computer nicht fanden.
Die Wachmänner durchkämmten nun jedoch das ganze Büro, blickten in jede Ecke und jeden Winkel. Sie stellten die ganze Einrichtung auf den Kopf, rissen Schubladen auf und drehten alles von innen nach aussen. Mobins schaute hilflos zu, welches Chaos sie verursachten und wie lieblos sie mit seinen Dingen umgingen. Er blickte verstohlen auf sein Handgelenk. Er trug eine Uhr, eine Uhr welche auf den ersten Blick wie eine ganz Normale aussah, doch ein kleines, ebenfalls von ihm entworfenes, Hightech Wunder war. Einen Augenblick lang zögerte er… bewegte sich etwas von den beiden Wachen weg und schätzte die Distanz zwischen der Tür und seinem Standort ab. Sollte er es wagen? Es war eine nicht so leichte Entscheidung, doch viel blieb ihm nicht mehr an Optionen. In jedem Fall, würde er festgenommen, oder gar getötet werden. Eigentlich spielte es keine grosse Rolle mehr, er hatte seine Entscheidung schon längst getroffen und es gab kein Zurück mehr. So drückte er einen ganz besonderen Knopf an seiner Uhr! Der Knopf aktivierte einen Selbstzerstörungsmechanismus, bei allen technischen Geräten im Raum und liess deren Kabel durchschmoren. Ein lauter Knall ertönte und Rauch stieg urplötzlich an verschiedenen Stellen auf. Funken sprühten und griffen über auf die Umgebung. Die Wachen fluchten laut und machten einen Satz zurück. Alles war mit einem Knopfdruck zerstört worden, auch die grossen Computer, welche einst Tausende von Tecos (das Geld zur Zeit von Robotopia) gekostet hatten. Von dem kleinen Notebook unter den Zeitungen und Dokumenten auf dem Tisch, stieg ebenfalls Qualm auf und sogleich stand das Papier in lodernden Flammen. „Verdammt!“ schrien die Wachgorillas und sahen nun das bereits schwarzverkohlte Gerät, welches Mobins gerade noch benutzt hatte.
„Was für ein falsches Spiel treibst du?!“ rief der Dunkelhaarige aus und packte den Programmierer am Kragen. Der Rothaarige holte mit seinem Schlagstock aus und rammte Mobins diesen in seinen Bauch. Diesem verschlug es den Atem und er keuchte. Noch einmal schlug der Wachmann zu und Mobins sank in die Knie. Übelkeit stieg in ihm hoch und er umfing seinen schmerzenden Bauch mit seinen Armen. Doch der Rotblonde war ein sadistischer Mistkerl und schlug noch einmal zu, diesmal von der Seite. Der Programmierer spukte Blut, irgendein inneres Organ war verletzt. Der Schläger war rot angelaufen und in seinen Augen funkelte Hass und Gnadenlosigkeit. „ Du kleiner Mistkerl hast du uns etwa verraten? Hast du jemandem von unseren Plänen berichtet?“ Ehe Mobins eine Antwort geben konnte, schlug er noch einmal zu, diesmal in dessen Kniekehlen, gerade als er sich wieder aufrichten wollte. Mobins stöhnte voller Schmerz auf. Er war auch nicht mehr der Jüngste mit seinen 80 Jahren und diese Schläge setzten ihm besonders arg zu. Er sackte zusammen und merkte, dass sein eines Bein wohl gebrochen war, so heftig hatte der Wachmann zugeschlagen. Sie rissen ihn nun hoch, ohne Rücksicht auf die unsagbaren Schmerzen im Bein und der Dunkelhaarige hielt ihm nun seine Laserknarre an den Kopf. „Rede! Hast du uns verraten?“ Mobins konnte vor Schmerz kaum mehr sprechen und spukte erneut Blut. „Na los! Gib uns eine Antwort!“ „I… ich habe nichts getan“, versuchte er zu lügen. „Ich wollte es… aber ihr… seid ja vorhin hereingestürmt.“ „Du hast es also vorgehabt?“ „Ja… es geht doch so nicht weiter, das alles ist doch … Wahnsinn.“ „Wahnsinn? Wahnsinn war es, das du uns verraten wolltest! Dafür wirst du teuer bezahlen und deine Familie sowieso.“ Panik stieg in Mobins hoch. „Nein bitte… nicht meine Familie… sie hat doch nicht damit zu tun. Sie… weiss nichts, gar nichts. Bitte…“ der Rotblonde, der eindeutig der sadistischere der beiden war, lachte hämisch. „Du kannst betteln so lange du willst, wenn wir erst Nanut von dem hier berichten, dann wird er noch schlimmere Dinge mit dir machen, als wir bisher. Von deiner Frau und deinem Kind ganz zu schweigen.“ „Nein… bitte nicht meine Familie!“ stammelte Mobins erneut, obwohl er wusste, dass es keinen grossen Sinn machte. Sein ganzer Körper schmerzte und im war schwindlig und speiübel. Er sah vermutlich dem sicheren Tod entgegen…
Auf einmal jedoch wurden die Schläger von etwas abgelenkt. Ein Ruf erschallte: „Zwei Kontrolleure sind im Anmarsch, sofort alles vorbereiten!“ „Kontrolleure!“ schnaubte der Rotblonde und er wirkte enttäuscht und ärgerlich. „Wir müssen den hier wegschaffen und die Spuren so gut als möglich beseitigen!“ sprach der andere. Sie packten Mobins, brachten ihn hinunter in ein Kellerabteil, das schalldichte Türen hatte und nie kontrolliert wurde. Sie warfen Mobins dort hinein und schlossen hinter sich ab. Finsternis umfing den Programmierer und… tiefste Hoffnungslosigkeit legte sich über ihn wie ein schwerer Mantel aus Elend und Schmerz...
Tagebuch von Jenks (13. April 2115)
Manx und Knoot in Bedrängnis
Robotopia 11 war auch eine sehr schöne Stadt und ich genoss den Aufenthalt hier. Die Leute waren freundlich und wir waren ganz nahe daran die Fabrik, welche in unseren Fokus geraten war, als Basis der Terroristen zu entlarven. Wir glaubten, wir hätten noch genug Zeit und ahnten nichts davon, was sich dort bereits an Schrecklichem zusammenbraute. Auch wussten wir noch nichts davon, dass Mobins Jenking beabsichtigte die Seiten zu wechseln. Ich hatte Knoot und Manx als Kontrolleure getarnt in die Fabrik geschickt und es dauerte nicht lange und ich wurde von Manx kontaktiert: „Hallo Jenks!“ sprach er mit etwas gedämpfter Stimme. „Wir sind jetzt drin. Scheint bisher alles sauber. Dennoch Knoot meinte, er habe ein ungutes Gefühl und meistens hat er mit seinen Wahrnehmungen Recht. Die Leute sind zwar sehr freundlich, aber irgendwie seltsam, als hätten sie was zu verbergen. Das empfinde ich auch so. Wir sehen uns alles genau an, melde mich dann später nochmals!“
„Okay“, gab ich zurück, denn gerade kam auf einer andern Leitung, ein weiterer Anruf rein. Ich nahm ab und meldete mich. Die aufgeregte Stimme von Salomon drang an meine Ohren: „ Jenks Gottseidank!!“ Er atmete schnell, als hätte er gerade eine grosse Anstrengung hinter sich. Bevor ich den Gruss erwidern konnte fuhr er fort: „Ich habe eine verschlüsselte E-Mail von Mobins Jenking bekommen, stell dir vor! Ich schicke sie dir gleich!“ Es dauerte nicht lange und ich las voller Spannung die Worte des einstigen Schülers von Salomon. Wieder war mir, als müsste mir mein Herz stehen bleiben, dabei hatte ich doch gar kein Herz, verdammt! Aber es fühlte sich so an. Da war so ein Druck im Bereich der Brust und ein unangenehmes Rumoren auf der Höhe des Solarplexus. Völlig verrückt! Dabei hatte ich weder das eine noch das andere. Ich war eine Maschine, ich bin eine Maschine, das muss ich mir immer wieder sagen. Doch all das fühlte sich so real an. Als ich die E-Mail gelesen hatte, vernahm ich erneut Salomons Stimme. „Das klingt wirklich übel, nicht wahr? So wie es aussieht, sind Anschläge auf alle wichtigen Server der Welt geplant. Was sollen wir bloss tun? Adam ist doch noch immer ausser Gefecht!“ „Ich werde mich darum kümmern“, versuchte ich in zu beruhigen. „Ja, du bist zurzeit unsere grösste Hoffnung Jenks. Du allein kannst den Virus vielleicht aufhalten. Adam ist das schon mal gelungen, doch damals war die Taktik der Terroristen noch nicht so ausgereift, wie du den Zeilen von Mobins entnehmen kannst. Jetzt haben sie wirklich etwas Grosses vor. Der Anschlag auf Adam war nur der Anfang. Zum Glück wissen diese Mistkerle nicht, dass du Adams Daten in dir trägst. Ich muss mich schnellstmögliche um Mobins Familie kümmern, wir sollten sie in ein Schutzprogramm aufnehmen, falls die Terroristen meinem einstigen Schüler auf die Spur kommen. Er ist ein grosses Risiko eingegangen, um diese Informationen weiterzuleiten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie seine Familie kriegen.“ „Ja, “ gab ich zurück „Das ist klar! Übernimm du das Salomon, wir andern machen den Rest.“ Ich versuchte meiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu verleihen, doch wusste ich nicht, ob es mir wirklich gelang, denn eigentlich hatte ich im Augenblick noch gar keine wirkliche Ahnung davon, wie ich dieses Verderben rechtzeitig abwenden konnte. Schon gar nicht, wie ich mit dem Virus verfahren sollte. Ich konnte diesen nur aufspüren, wenn er im Netz war und dann musste ich ein Gegenprogramm entwickeln, einen Anti Virus. Doch wie genau, das vonstattengehen sollte, was es für Folgen für mich und den Rest der Welt haben würde, davon hatte ich keine Ahnung. In dem Mail standen ein paar Daten über den Virus, über seinen Struktur und seinen Aufbau. Jenking wusste viel, denn er hatte in selbst mitentwickelt.
Nun hatte ihn also doch noch das schlechte Gewissen geplagt. Das war der positive Aspekt davon, doch der negative war, dass eine sehr schwierige, geradezu eine Mamut Aufgabe, vor uns lag. Zuerst musste ich auf jeden Fall alle Serverstationen warnen. Dann mussten genug Polizisten aufgestellt werden, um die Angriffe durch die Kampfroboter abzuwenden. Wie nur kriegte man so viele Polizisten zusammen, in so kurzer Zeit? Dazu kam, dass alle Roboter unseres Teams am Netz angeschlossen waren und der Virus würde diese ebenfalls ausser Gefecht setzen, wenn ich ihn nicht früh genug aufspürte. Und wenn ich ihn dann aufspürte, was passierte mit mir? All diese Fragen schossen mir durch den Kopf und ich verabschiedete mich nur halbherzig von Salomon. Die Zeit drängte, sie drängte unwahrscheinlich!
Sofort, als ich die Verbindung zum grossen Erbauer abgebrochen hatte, rief ich Manx an: Doch dieser meldete sich sehr lange nicht. Was war nur mit ihm und Knoot geschehen? Gerade als ich die Verbindung wieder abbrechen wollte, hörte ich ein Knacken in der Leitung und einen gewaltigen Lärm, bestehend aus Schreien und Motorengeräuschen, drang an meine Ohren. „Jenks!“ rief Manx, welcher unter grösster Bedrängnis zu sein schien. „Wir werden angegriffen! Wir werden von Kampfrobotern angegriffen! Wir haben sie aufgespürt und nun wurden sie aktiviert von irgendeinem der Terroristen!!“ Schüsse erklangen und monotone Roboterstimmen sprachen: „Erschiesst die Eindringlinge! Feindmeldung! Feindmeldung!“ Dann wieder laute, kurz aufeinanderfolgende, ratternde Schüsse, vermutlich von einem Maschinengewehr. „Manx!“ schrie ich „Manx!“ „Ich bin noch da!“ rief dieser. „Wir befinden uns in Deckung. Diese Roboter… sie sind äusserst gefährlich!
Ein Schuss, ganz nahe und laute Schreie folgten. „Knoot!“ schrie Manx. „Er ist getroffen! Ich muss ihn von hier wegbringen.“ Weitere Schüsse und Robotergeräusche. Es klang, als feuerten die Polizisten zurück, denn ohrenbetäubendes Geknalle, zerriss mir fast mein künstliches Membran- Trommelfell. „Manx! Muss ich Verstärkung rufen?“ „Habe ich bereits. Aber diese Roboter… sie haben scharfe Waffen, mit unseren Betäubungspistolen, können wir wenig gegen sie ausrichten. Wir waren noch nie in so einer Situation. Wir sind wehrlos. Wir müssen weg hier!“ „Ja, verschwindet, ich versuche etwas zu unternehmen.“ Ich tauchte mit meinem Bewusstsein tief ins Netz ein, machte mich auf die Suche nach einer Schwachstelle im System der Terroristen. Doch immer wieder stiess ich auf verschlossene Türen. Ich kam nirgends weiter. Sie hatten ihr Netzt hermetisch abgeschirmt. Doch ich wollte nicht aufgeben, ich suchte weiter und weiter, mein Bewusstsein bewegte sich in rasender Geschwindigkeit durch die Dateien. Alles klapperte ich ab, auch Dinge die vielleicht zu unwichtig waren, um hermetisch abgeriegelt zu werden und die ich doch verwenden konnte. Dateien, um Dateien, Nullen, Einsen, alles schien vor meinen inneren Augen zu verschwimmen und ich suchte in diesem Wirrwarr nach irgendeiner undichten Stelle, einer Tür, durch die ich eindringen konnte. Doch alles schien in dieser Festung gesichert.
Ich wollte schon beinahe aufgeben, als ich auf einmal doch auf eine Lücke traf! Ich wusste, es war wohl etwas banal, doch ich konnte damit wenigstens ein Bisschen Chaos stiften, damit sich meine Polizistenfreunde besser aus dem Staub machen konnten. „Manx!“ rief ich „Ich werde die Löschanlagen antivieren!“ Keine Antwort, nur weiteres Geknalle und sonstige Kampfgeräusche.
Ich hatte jedoch keine Zeit lange zu zögern und drang in das System der Löschanlage ein. Die modernen Löschanlagen versprühten, anders als die Alten, einen Löschschaum. Er war meist effizienter als Wasser und verursachte weniger Schäden an Technik und Einrichtung.
Ich fand den Mechanismus und aktivierte ihn. Ein neues Geräusch mischte sich nun unter den bisherigen Geräusche, das Geräusch der Sprinkler und des austretenden Schaumes. Und das Geschrei wurde noch lauter. Das Geknalle hörte einen Augenblick lang beinahe auf. Ich vernahm ein Rumpeln und dann Manx Stimme: „Danke Jenks, durch den Schaum wurde die Sicht unserer Gegner getrübt und einige der Kampf- Roboter, wurden sogar leicht beschädigt. Knoot und ich sind bald beim Ausgang!“ Ich hörte wie Türen aufgestossen wurden und einige mir ebenfalls vertraute Stimmen, sich in das Getümmel mischten. Noch einige Schüsse wurden abgegeben, dann hörte ich jemanden schreien: „Raus hier Manx, wir geben euch Deckung!“ Ein weiterer Schusswechsel und dann auf einmal…, seltsame Stille… Aufgeregt lauschte ich. Etwas tat sich noch, etwas bewegte sich noch am anderen Ende. Schliesslich erklang Manx‘ erlösende Stimme: „Wir sind draussen. Aber einige unserer Kameraden kämpfen noch. Ich muss Knoot in Sicherheit bringen. Er ist verletzt. Aber er sollte es schaffen!“ Ein Stöhnen erklang in der Nähe und eine schwache Stimme sprach: „Danke Jenks, du hast mir die Haut gerettet.“ „Das war doch klar“, erwiderte ich. „Fahrt ihr erstmal ins Spital, ich muss noch einige Dinge erledigen!“ „Bis dann“, gab Manx zurück, dann wurde die Verbindung getrennt.
Doch es war noch lange nicht ausgestanden. Ich kehrte zurück ins Netz und kontaktierte die Serverstationen und die Polizeireviere auf der ganzen Welt. Mit Adams Fähigkeiten war es mir möglich, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Ich verfasste ein Memo, worin ich vor den Terroranschlägen warnte und dazu anhielt Alarmstufe rot zu aktivieren. Ausserdem empfahl ich, dass möglichst viele Roboter und auch andere wichtige, technische Geräte offline geschaltet wurden. Ausser natürlich den Polizisten und Wachleuten. Sogleich kamen mehrere Nachrichten zurück: „Verstanden! Vorsichtsmassnahmen werden maximiert!“ Ich atmete erleichtert auf und machte mich dann auf den Weg zur Serverstation in der Innenstadt von Robotopia 11. Dort würde vermutlich einer der ersten Angriffe stattfinden. Während ich in einem der vielen Elektromobile dahinsauste, plagten mich grosse Sorgen. So einen Extremfall hatte es noch nie bisher gegeben. Doch vielleicht auch nur, weil Adam sich immer um alles gekümmert hatte. Ich fühlte irgendwie eine immense Last auf meinen Schultern liegen: Die Last, Adam würdig zu vertreten und keinen dummen Fehler zu begehen. Ich hatte zwar sehr viel Wissen, aber noch keine Erfahrung mit solchen Dingen und schon gar nicht mit Kampf- Robotern und dergleichen. Die Kampf Roboter machten mir wirklich grosse Sorgen. Denn was hatten wir ihnen schon entgegenzusetzen mit unseren schwachen Waffen? Die scharfen Waffen waren schon lange vom Markt genommen worden, damit keine Menschenleben gefährdet wurden, ausserdem auch weil Roboter sehr leicht durch scharfe Waffen beschädigt werden konnten. Hingegen durch Betäubungswaffen kaum. Doch gerade das, wurde uns nun vielleicht zum Verhängnis. Was also tun?
Mein dunkles Brüten wurde unterbrochen, als Manx mich erneut anrief. „Hej Jenks. Ich habe Knoot ins Spital gebracht. Er hat nur einen Schulter- Durchschuss, wird also bald wieder auf den Beinen sein. Die meisten unserer Kollegen sind auch rausgekommen, aber einen Toten hat es leider doch geben. Es ist Quort. Einer der Roboter ist vermutlich schwer beschädigt oder gar zerstört worden, jedenfalls meldete er sich nicht mehr. Das war echt hart da drin, Jenks…“ Er hielt inne, als würde sich alles nochmals vor seinem inneren Auge abspielen. „Diese Kampf- Roboter… sie sind wirklich eine grosse Gefahr. Ich weiss nicht, wie wir ihnen Herr werden könnten. Sie haben scharfe Waffen, kümmern sich um keinerlei Protokolle. Knoot und ich habe sie entlarvt, als wir bei unserem Kontrollgang eines dieser schrecklichen Monster nach seinen Grundprotokollen gefragt haben. Es kannte die beiden Hauptprotokolle nicht. Er gehorcht einfach nur den Befehlen seiner Vorgesetzten und tötet und vernichtet, wenn es sein muss alle, egal ob Mensch oder Maschine. Natürlich wussten sich die Terroristen dann entlarvt und ein Mann, ich glaube sein Name war Nanut, gab den Kampf- Robotern den Befehl uns anzugreifen. Durch deine Idee mit den Sprinklern, konnten wir fliehen. Die Sicht wurde dadurch getrübt und unsere mechanischen Feinde, wurden von dem Schaum teilweise so stark bedeckt, dass einige ihrer Funktionen zeitweilig ausfielen.
Wir flohen unter einen Pult und dieser diente uns dann auch eine Weile als Schutzschild, gegen die Kugeln der Gegner und auch gegen den umherspritzenden Schaum. Du weisst ja, ich könnte durch sowas ebenfalls beschädigt werden. Aber es war trotzdem die rettende Idee. Wir konnten, als die Schaumfontänen versiegten, ein fahrbares Tischchen, mit einigen leichteren Geräten darauf, umstürzen und uns dann in seinem Schutz weiter zu Tür vorarbeiten. Dann kamen auch schon unsere Kollegen.“ „Zum Glück!“ sprach ich voller Erleichterung. „Wie geht es nun weiter Jenks?“ fragte Manx „Kann ich dir noch bei irgendwas anderem helfen?“ „Ich bin auf dem Weg zur Serverstation hier in Robotopia 11“, erwiderte ich. „Wir könnten dort sicher jeder Hilfe gebrauchen.“ Ich erklärte ihm in groben Zügen was sich zugetragen hatte. „Dann komm ich sogleich dorthin!“ sprach Manx entschlossen und die Verbindung brach ab. Ich atmete einmal mehr tief durch… ich weiss auch nicht…, irgendwie verschaffte mir das immer Erleichterung und ich schaute dabei abwesend aus dem Fenster. Die wunderschönen, orientalischen Häuser von Robotopia 11 glitten an mir vorbei, doch ich nahm alles gar nicht richtig wahr. Meine Gedanken waren beim bevorstehenden Kampf und… bei meiner Aufgabe, die mir sicher noch sehr viel abverlangen würde…
In der Serverstation waren schon alle in Alarmbereitschaft. Als ich eintrat, kam bereits der Führer der Abteilung auf mich zu. Es war ein Mensch, so um die 20-30 Jahre, mit einem ziemlich bleichen Gesicht. ich wusste nicht, ob er so bleich war, wegen dem Schrecklichen, dass er gerade erfahren hatte, oder ob er immer so aussah. Viele Leute die immer an den Computer arbeiteten und kaum an die frische Luft kamen, sahen so aus. Er hatte schulterlanges Haar, eher etwas fettig und einen Bart. Ein richtiger Nerd, wie man diese Leute auch heute noch oft nennt. Allerdings ein Genie, was seine Kenntnisse über Computer und Technik betraf. Er kannte mich und wusste, dass ich ihn kontaktiert hatte. Er reichte mir seine schmale Hand, er war allgemein eher unterernährt, und stellte sich mir als Votsilab Johnston vor. Ich nannte meinen Namen ebenfalls und wir gingen ins Büro. Dort erstatteten wir einander Bericht. Alle Polizisten, welche irgendwie abkömmlich waren, hatten sich hier versammelt. Man suchte nach Möglichkeiten sich gegen die Kampfroboter zu wehren. „Wir konnten nur sehr wenig Waffen auftreiben“, gab Votsilab zu bedenken. „Wir haben ein paar Universalschocker, welche nicht tödlich sind, aber doch einigen Schaden anrichten und ausserdem habe ich dafür gesorgt, dass gewisse wichtige Systeme vom Netz genommen wurden. Ich kann aber leider nicht alles abschalten, sonst hätte das gravierende Folgen auf den Betrieb da draussen und eine Panik können wir uns wirklich nicht leisten.“ Er deutete aus dem Fenster, das im dritten Stock eines Hochhauses lag.
„Wir haben eine neue Firewall und ein neues Schutzprogramm installiert, welche den Virus eine Weile unter Quarantäne halten sollte. Doch wenn es wirklich so ein hochentwickelter Virus ist, wie du sagtest, dann wird ihn das vermutlich nicht lange davon abhalten, auch auf die andern Systeme überzugreifen. Sollte das passieren, dann bleibt uns nur noch alles anzuschalten, um den Schaden einzugrenzen.“ Er schaute mich mit verzweifelten dunkelbraunen Augen an und fragte: „Kannst du uns helfen?“ „Ich werde zumindest mein Bestes geben“, erwiderte ich und versuchte meine Unsicherheit zu verbergen. Ich dachte wohl immer mehr wie ein Mensch. Nun machte ich mir schon Gedanken, wie ich meine Gefühle möglichst gut verbergen konnte. Zum Glück war ich jedoch mit einer nicht sehr hochentwickelten Mimik ausgestattet.
„Das alles hätte schreckliche Ausmasse annehmen können, wenn wir nichts davon gewusst hätten. Danke, dass du uns gewarnt hast.“ „Ist doch klar. Dennoch… uns steht noch der Kampf mit diesen Robotern bevor. Das wird nicht einfach werden…“
Mobins Jenking und Kain
Mobins Jenking, hockte verzweifelt in seinem dunklen Verlies. Er hatte die Kampfgeräusche draussen, wenn auch sehr gedämpft, vernommen und um Hilfe gerufen, doch die Tür liess kein einziges Geräusch nach draussen dringen. Wenigstens hatte er noch seine E-Mail an Salomon abschicken können, bestimmt würde sich dieser nun um seine Familie kümmern. Das war das Allerwichtigste, zumindest im Moment. Als die Kampfgeräusche langsam wieder verebbten, fragte er sich, was sich wohl zugetragen hatte. Es war hier drin vollkommen finster, kein Lichtstrahl drang an seine Netzhaut. Das machte ihm ziemlich zu schaffen. Ausserdem hatte er am ganzen Körper Schmerzen. Diese miesen Wachgorillas hatten ihn übel zugerichtet und jeder Atemzug schmerzte. Er tastete sein Seite ab und hatte das Gefühl, eine Rippe stehe etwas vor. Vielleicht hatte sich diese in eins seiner Organe gebohrt, als sie gebrochen worden war. Ja… so musste es sein. Er wusste nicht, ob er nicht schon langsam innerlich verblutete. Doch es blieb ihm keine Zeit darüber nachzudenken. Er musste hier raus, koste es was es wolle.
Seine Hände tasteten über die Hightech Uhr, an seinem Handgelenk, wenigstens hatten ihm die Schläger diese nicht weggenommen. Sie sah auch wie eine ganz normale Uhr aus. Es war ein Glück, dass sie nicht wussten, was sie sonst noch so konnte. Sie war Mobins Absicherung, sollte er mal in eine Situation kommen, wie diese jetzt gerade. Er drückte auf einen weiteren Knopf und sprach: „Kain, Kain, bitte kommen! Kain, wo bist du?“ Ein Pfeifen und Knacken, dann eine monotone Stimme am anderen Ende. „Ich bin hier, Vater.“ Vater… Mobins berührte es immer seltsam, wenn diese Mordmaschine das sagte. Doch er war nun mal deren Vater, daran liess sich nichts mehr ändern. „Wo bist du?“ fragte er. „Ich war gerade an einem Kampf gegen mehrere Eindringlinge beteiligt“, erwiderte Kain. „Es war als Kontrolleure getarnte Polizisten. Nanut gab uns den Auftrag sie zu vernichten.“ Mobins Haare im Nackenbereich, sträubten sich und er atmete schwer. „Alles in Ordnung Vater, deine vitalen Signale scheinen aus dem Gleichgewicht.“ „Nein nein, alles gut, ich bin nur etwas verwundet“, gab der Angesprochene zurück und irgendwie kroch die Furcht in seinen Körper. Würde Kain erkennen, dass er eigentlich zum Feind geworden war? „Hab ihr die Eindringlinge erwischt?“ Leider die beiden Ersten nicht, weil auf einmal die Schaumsprinkler aktiviert wurden. Sie konnten fliehen, aber der Mensch von ihnen ist verletzt. Ein anderer, der ihnen später zu Hilfe kam, wurde getötet. Einer ihrer Roboter zerstört.“ Mobins Herz klopfte bis zum Hals, als er an den toten Polizisten denken musste. Doch er versuchte die Fassung zu bewahren und meinte: „Ihr habt das sehr gut gemacht. Nun aber brauche ich mal kurz deine Hilfe Kain. Ich bin hier eingesperrt. Könntest du mich rausholen?“ Ein tickendes Pfeifen ertönte und dann sprach Kain: „Ja, habe dich lokalisiert. Warum bist du eingesperrt Vater?“ „Ach das ist eine lange Geschichte, hol mich einfach raus, okay.“ Okay, ich komme!“ Die Verbindung wurde unterbrochen.
Auf einmal ertönte draussen ein weiter Radau. Vermutlich wollten die anderen Anwesenden verhindern, das Kain Mobins befreite. Einig Schüsse knallten, dann war wieder Totenstille. Mobins glaubte, das Herz müsse ihm stillstehen. Hatte Kain wohl die andern alle umgebracht, die ihm den Weg verstellten? Kurz darauf, wurde die verschlossene Tür mit einer gewaltigen Macht aus den Angeln gerissen und fortgeschleudert. Das fahle Licht, der draussen brennenden Lampen, drang in die undurchdringliche Dunkelheit vor und Mobins hielt schützend die Hand über die Augen, weil es ihn gerade so schrecklich blendete.
Im Türrahmen stand ein gewaltiger Koloss aus Metall und Kunststoff. Waffen waren an seinen Schultern angebracht, welche noch immer leicht qualmten, weil sie gerade abgeschossen worden waren. Auch der eine Arm des Roboters war eine Waffe. Sein Körper glänzte in Blutrot und Gold. Hinter den Augen, welche einem realen Auge möglichst real nachempfunden waren, glommen unheimliche rote und gelbe Lichter. Doch diese wechselten nun zu weiss- blau, als sich Kain an Mobins wandte. Der Programmierer, linste neben Kain hindurch und sah mehrere tote Männer auf dem Boden dahinter liegen. Darunter auch seine beiden Peiniger von vorhin.
Auch wenn letzteres in Mobins eine gewisse Genugtuung aufsteigen liess, erschütterten ihn die vielen Toten, die Kains Weg bereits pflasterten zutiefst. Was nur hatte er da für eine schlimme Kreatur erschaffen und doch… war diese nun auch wieder seine Rettung. „Vater… sie haben mich angegriffen, als ich dich befreien wollte.“ sprach der Roboter „warum ist das wohl so?“ Mobins suchte fieberhaft nach einer Ausrede. „Sie wollten mir meine Macht rauben. Sie wissen, dass du zuallererst mir gehorchst.“ „Ja… dennoch, warum sollten sie das wollen?“ „Menschen sind da eben etwas anders Kain. Aber lass uns doch hier verschwinden, ja?“ „Aber ich sollte doch auf der Basis bleiben? Das hast du selbst gesagt.“ Der Roboter kam Mobins auf einmal vor, wie ein kleines unwissendes Kind und eine seltsame Wärme zog in sein Herz ein. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, dass Kain trotz allem eine gefährliche Maschine war, eine Maschine die allein dazu geschaffen worden war, um zu morden und zu vernichten. Er warf einen letzten Blick ins sein Verlies zurück… Er wusste nicht, warum er das machte. Sein Schatten zeichnete sich deutlich an der Wand gegenüber dem Eingang ab. Kain drehte sich ebenfalls nochmals um und sein Schatten schob sich nun über den vom Mobins und verdeckte diesen gänzlich. So machte das Licht die Finsternis sichtbar, welche das Leben des einst unbescholtenen Programmierers, schon so lange begleitete. Würde er diese Finsternis irgendwann wieder ganz loswerden, oder würde sie ihn das ganze restliche Leben begleiten? Es hing jetzt ganz von seinem weiteren Handeln ab. „Wo sind eigentlich die andern Kampf- Roboter?“ fragte er erstaunt, als er mit Kain an den nun gänzlich leeren Räumen vorbeiging, wo sonst die Maschinen gelagert wurden, wenn man sie nicht brauchte. „Sie sind alle bereits fort. Du weisst doch, um die Serverstationen einzunehmen Vater. Das solltest du doch eigentlich wissen.“ „Ja…“ wich Jenking aus. „Ich bin aber einfach überrascht, dass schon alle weg sind. Das geht ja ziemlich schnell. Wir sollten sehen, dass wir ebenfalls hier rauskommen. Wenn möglich, ohne dass uns jemand sieht.“ „Warum?“ fragte Kain und langsam hatte Mobins diese Fragerei satt. „Frag nicht so viel Kain!“ erwiderte er streng. „Tu einfach was ich dir sage. Ich bin dein Vater, ich weiss was gut für dich und mich ist. Klar?“ „Ja Vater“, gab der Roboter ergeben zurück.
Durch einige Schleichwege, welche Mobins zum Glück kannte, gelangten die beiden schliesslich unbemerkt nach draussen. Es war bereits Nacht geworden und kühler Wind wehte über die trockene Ebene. Am Himmel standen tausende von Sternen. Mobins atmete erleichtert und tief ein, doch sogleich durchfuhr in der Schmerz in seiner Seite und seinem Bauch, wie tausend Messerstiche. „Verdammt!“ stiess er schmerzerfüllt zwischen den Zähnen hervor und liess sich zu Boden fallen. Kain kniete sogleich neben ihm nieder. „Vater, du siehst nicht gut aus! Warte ich schaue mal was dir fehlt. Ich bin zwar kein Medizinroboter, aber ich kann dich mal durchleuchten.“ Mobins nickte: „Ja… tu das… mein Sohn!“ Er sagte einfach mein Sohn ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein und sogleich hätte er sich dafür ohrfeigen können. Dieses… Ding… es war nicht mehr als eine Maschine, eine Tötungsmaschine noch dazu. Kain jedoch, nahm die emotionalen Regungen seines Schöpfers nicht wahr, denn er scannte Jenkins Körper mit seinen Augen, die nun wieder rötlich leuchteten, genauestens durch. „Eine Rippe ist gebrochen Vater und sie hat die Lunge verletzt. Ausserdem hast du einen kleinen Magenwandriss. Wir müssen dich unbedingt sogleich behandeln lassen. Sonst kann das schlimmere Folgen haben. Komm, ich trag dich! Wir sind schnell in der Stadt. Ich kann meinen Düsenantrieb benutzen.“ Alle Kampfroboter, besassen ein Art Jet pack in ihren Füssen, mit denen sie eine Stück weit fliegen konnten, das machte sie noch gefährlicher.
Wieder zog eine seltsame Wärme in Mobins Herz ein. Kain kümmerte sich wahrlich rührend um ihn, das hätte er ihm gar nicht zugetraut. Er nickte und fühlte sich auf einmal müde, erschöpft und ausgelaugt. Er sank in die Arme von Kain und dieser hob ihn behutsam hoch. Dann startete der Roboter seinen Düsenantrieb. Gelbblaues Feuer, wie bei einer Rakete, schoss aus seinen Fusssohlen und sie erhoben sich in die Luft. Dann flogen sie auf die Stadt zu. Erst jetzt merkte Jenking, wie schwach er eigentlich war und wie sehr er sich danach sehnte, einfach nur zu schlafen, alles um sich herum zu vergessen und nicht um das Schicksal der Welt fürchten zu müssen. „Wir müssen die Kampfroboter aufhalten…“ flüsterte er leise, kaum hörbar. „Bitte Kain, ruf sie zurück!“ dann versank er in einer tiefen Ohnmacht...
Tagebuch von Jenks (14. April 2115)
Der letzte Kampf
Die erste Angriffswelle kam schneller, als wir gedacht hatten. Kaum hatten alle Polizisten und Wachmänner ihre Positionen eingenommen, hörte man von unten aus dem Erdgeschoss, einen ohrenbetäubenden Knall. Das Gebäude wurde erschüttert, Bilder und andere Gegenstände fielen zu Boden. Wir waren wie erstarrt und blickten auf die Türen. Geschrei hallte zu uns empor und dann wieder dieses knatternden Geräusche von Maschinengewehren. „Sie haben im Erdgeschoss eine Bombe gezündet!“ vernahm ich einen entsetzten Ruf. „Jetzt kommen sie hoch! Unsere Kollegen konnten sie nicht aufhalten!“ „Haltet die Stellung!“ rief ich. „Lasst sie nicht hier rein, ich habe es gleich!“ Ich sass am Haupt- Computer der Serverstation und schrieb an einem Anti- Virus, der den aggressiven Code, den die Terroristen hier einschleusen wollten, aufhalten sollte. Ich war so nahe dran, so nahe und nun wurden wir schon angegriffen! Die Männer taten auch wirklich ihr bestes, sie stellten alles vor die Türe, was die Terroristen am Eindringen hindern konnte. Doch diese hatten ja noch ihre Kampf- Roboter. Selbige würden sich wohl kaum von einigen Hindernissen aufhalten lassen. Aber ich musste es schaffen, ich war so nahe dran…
Es polterte an die Tür. Zornerfüllte Schreie, klangen an unsere Ohren. Dann wieder Schüsse, welche mit lautem Getöse auf die Tür prallten. Es waren besondere Schutztüren in dem Gebäude, doch diese hielten dem harten Beschuss auch nicht ewig stand. Meinen Finger flogen über die Tastatur, so schnell, wie noch nie zuvor. Ich hatte den Anti- Virus schon fast fertig geschrieben… er war genau auf den bedrohlichen Code abgestimmt. Doch… dann, wurde die Tür auf einmal mit lautem Getöse aus den Angeln katapultiert und flog, zusammen mit den davor platzierten Hindernissen quer durch den Raum. Wir konnten uns gerade noch knapp ducken, so dass wir nicht erschlagen wurden. Ich machte weiter, obwohl es mich unglaubliche Konzentration kostete, bei so vielen sich überschlagenden Ereignissen. Drei Roboter- Polizisten positionierten sich um mich und schützen mich vor Angriffen, so gut sie konnten. Doch als dann die ersten, schrecklichen Kampfroboter den Raum betraten und anfingen, um sich zu schiessen, wurde ein Polizist nach dem anderen gefällt. Menschen wie Roboter stellten sich dennoch todesmutig den Terroristen und ihren Mordmaschinen in den Weg. Sie feuerten ihre Pistolen ab, auch wenn sie wenig Schaden anrichteten. Doch einige der menschlichen Terroristen konnten wenigsten damit, und mit den Universalschockern, ausser Gefecht gesetzt werden.
Die Kampf Roboter, waren gnadenlos. Sie schossen auf alles was sich bewegte. Ihre metallenen Körper glänzen rot wie das Blut, dass sie in Massen vergossen und ich mittendrin und… noch immer in meine Programmierung vertieft. Schliesslich jedoch, konnte ich nicht mehr länger am Computer bleiben. Die Kugeln flogen mir nur so um die Ohren. Ich ging in Deckung hinter dem Tisch. Über den Computer würde ich nichts mehr ausrichten können, aber ich hatte eine Kopie des nun fertigen Anti Virus in meine eigenen Dateien hochgeladen. Wenn es sein musste, dann würde ich als Übertragungsmedium dienen. Wenn dies vermutlich auch mein Schicksal besiegeln würde. Wie in einer seltsamen Trance, nahm ich nun alles um mich herum wahr. Ein paar weitere Schüsse, Schreie, Opfer die fielen. Und… die Waffen eines Kampf Roboters richteten sich nun auch auf mich…
In diesem Moment, passierte jedoch etwas Seltsames! Der Roboter hielt auf einmal inne, als würde er eine unsichtbare Stimme vernehmen. Seine Augen wechselten von rot- gelb in blau- weiss und er liess seine Waffen sinken. „Was zum Henker ist passiert!“ hörte ich einen der Terroristen fluchen „macht gefälligst weiter mit Kämpfen, ihr Blechbüchsen!“ Doch nichts geschah, alles war auf einmal seltsam still geworden. „Unsere Befehle wurden geändert“, sprach der Roboter, der gerade noch auf mich gezielt hatte. „Kain ruft uns zurück! Wir müssen gehen!“ Er wandte sich von mir ab und stapfte einfach davon. „Nein! Ihr müsst hierbleiben!“ schrie ein Terrorist mit einem vernarbten Gesicht, kastanienbraunem Haar und einem Bart, der seinen schmalen, verkniffenen Mund halb verdeckte. Seine Augen waren weder ganz braun, noch ganz grün, wirkten irgendwie verwaschen, fast schmutzig. „Wir können nichts machen Nanut!“ erwiderte ein anderer Mann. „Sie gehen einfach. Kain habe sie scheinbar zurück gerufen.“ „Aber… das geht doch nicht… wir erteilen ihnen doch die Befehle…!“ Seine Augen begannen in plötzlicher Erkenntnis und Zorn aufzuglimmen. „Klar dieser verdammte Mobins! Er muss das so eingerichtet haben. Dieser kleine Mistkerl! Das werden er und seine Familie uns büssen!“ Sein Wutausbruch wurde von einem unglaublich lauten Getöse unterbrochen. Auf einmal wurde die eine Wand zertrümmert und ein gewaltiges Etwas krachte in den Raum. Die Terroristen sprangen entsetzt zur Seite. Es war ein riesiger Kran, mit einem Steinblock daran, der nun hineinschwenkte und alles auf seinem Weg niederschmetterte. Ich schaute nach, wer den Kran lenkte und… ich konnte es kaum glauben, da waren Knoot und Manx! Knoot lenkte das riesige Ungetüm und dieses machte nun alles auf seinem Weg, dem Erdboden gleich. „Verflucht! Was ist das!“ schrie Nanut ungläubig und in diesem Moment stürmten die restlichen Polizisten von unserer Seite herein und die Schiesserei ging weiter.
Knoot schien es einen höllischen Spass zu bereiten, den Kran hin und her zu schwenken und Terroristen, wie auch noch anwesende Kampf- Roboter niederzuwalzen. Letztere leisteten erstaunlicherweise nicht mal mehr Widerstand. Es war, als hätte man sie abgeschaltet. Auf einmal kam mir eine Idee! Ich lief zu einem der zertrümmerten Roboter und hob die Waffe hoch, welche an seiner einen Schulter befestigt gewesen war. Ich durchsuchte meine Datenbanken und schaffte es schlussendlich, die Waffe zu aktivieren.
Dennoch war ich ausserstande, sie auch wirklich zu benutzen. Meine Protokolle hinderten mich daran. Ich war wie gelähmt, hatte die Waffe zwar in der Hand, konnte jedoch nichts tun. Dieser Zustand war sehr unangenehm und mir wurde einmal mehr klar, dass ich nun mal kein Mensch war, sondern eine programmierte Maschine. Die Protokolle waren unumgänglich. Ich dufte und konnte nichts tun, was einem Menschen schadete und das hätte ich getan, wenn ich geschossen hätte. Ich beobachtete das Getümmel um mich und fühlte mich auf einmal unnütz und schwach. Doch dann, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Es war die Hand von Votsilab. Er hatte mir bei der Programmierung geholfen und dann hatte ich ihn eine Zeit lang aus den Augen verloren. „Gib mir das Ding!“ sprach er mit ernster, entschlossener Miene. „Das ist meine Serverstation hier und ich werde sie nicht kampflos aufgeben!“ Er nahm die Waffe, zielte und schoss. Einer der Terroristen brach zusammen. Ich schaute zu, mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung. „Achte du nur darauf, dass der Virus nicht online geht und wenn, dann verhindere, dass er sich weiterverbreiten kann!“ sprach Votsilab noch, dann stürzte er sich zusammen mit den andern ins Kampfgetümmel. Ich war so überrascht und irgendwie verwirrt, dass ich gar nicht merkte, dass Nanut nirgends mehr zu sehen war.
Als ich mich umdrehte, war der Lauf einer Laserpistole auf mich gerichtet und der Terrorist, machte sich am Computer zu schaffen. „Es wird Zeit, dass wir den Virus online schicken. Sei schön brav, dann werde ich dir auch nicht dein hübsches, metallenes Köpfchen wegschiessen.“ „Nein!“ tu das nicht!“ startete ich einen vergeblichen Versuch den Terroristen umzustimmen. „Die ganze Welt wird im Chaos versinken!“ Das ist genau das, was wir wollen!“ erwiderte Nanut mit einem boshaften, fast irren Funkeln in den Augen. „So können wir endlich der Herrschaft der Roboter ein Ende setzen.“ „Aber… so einfach ist das nicht. Ausserdem… die Welt ist doch gut wie sie ist!“ „Was, DIESE Welt soll gut sein? Wo wir Sklaven von Maschinen sind!“ „Ihr seid ja gar keine Slaven, die Roboter dienen euch doch die ganze Zeit. Sie tun alles, um euch ein gutes Leben zu ermöglichen.“ „Als ob wir das nicht auch selbst schaffen könnten…“ Ich musste auf einmal wieder an das denken, was Adam in seinen Abhandlungen über die menschliche Natur erkannt hatte und mir wurde nun immer klarer, wie er zu diesen Schlüssen gekommen war. „Klar, “ erwiderte ich leicht betrübt „Die Menschen wollen nicht, dass man ihnen ein Paradies schafft. Sie können noch gar nicht damit umgehen. Sie wollen… sie… müssen, wohl alles selbst erfahren. Wie Kinder, die immer wieder auf die heisse Herdplatte fassen, obwohl man sie stets davor warnt und alles tut, um sie zu beschützen.“ „Wir müssen nicht von Robotern beschützt werden!“ meinte Nanut verächtlich „schon gar nicht von Robotern wie euch, die durch so dumme Protokolle eingeschränkt sind.“ „Du hast wohl Recht…“ stimmte ich ihm zu. „Man kann euch wirklich nicht vor euch selbst beschützen.“ „Hör endlich auf zu quatschen, ich arbeite gerade!“ Nanut drückte ein paar Tasten und dann sprach er zufrieden: „So das wärst, der Virus ist online!“ „Nein schrie ich und ich spürte zum ersten Mal tiefste Verzweiflung in mir aufsteigen. Ich stiess gegen den Büro- Sessel, der vor dem Tisch stand und dieser rollte auf Nanut zu und riss ihn von den Beinen. Die Waffe entglitt seinen Händen. Er hechtete danach und ich… hechtete auf den Computer zu! Ich klinkte mich sofort in selbigen ein und machte mich auf die Suche nach dem Virus. Ich sah ihn vor mir, wie er langsam anfing die ersten Daten zu zerfressen. Wie eine dunkle Wolke aus fremden Zahlenkombinationen, welche sich überall einnistete. Ich musste ihn erwischen, ich musste ihn aufhalten! Ich reiste ihm mit gewaltiger Geschwindigkeit hinterher. Mein Bewusstsein, war bis zum Äussersten angespannt.
Ich nahm nicht mehr wahr, was um mich herum sonst passierte. Wie Manx und Knoot sich zu ihren Kollegen gesellten und wie sie zusammen die letzten Terroristen niederrangen. Wie letzte Schüsse fielen und die Stille, die sich dann auf einmal breitmachte. Die Stille des Todes und zugleich des Sieges, denn die Terroristen waren alle aufgehalten worden. Nur das Hochladen ihres Virus hatte nicht verhindert werden können. Es lag nun in meinen Händen, ihn zu neutralisieren. Ich machte mich selbst zu einem Datenübermittler und speiste den Antivirus ein. Doch der Virus der Terroristen war enorm schnell und enorm ausgeklügelt. Er entwischte immer wieder, teilte sich in Schwaden auf, war wie Rauch unfassbar und beweglich wie Dampf. Wie nur konnte ich ihn so wirklich orten und neutralisieren? Ich hoffte auf die Firewall, welche ihn vielleicht wenigstens etwas von den wichtigsten Datensträngen abhalten konnte und tatsächlich! Diese erschien nun auf einmal vor mir. Sie erinnerte mich an einen Zaun, durch den der Virus jedoch nur eine Weile aufgehalten wurde. Als die dunklen Wolken selbigen, gegen diesen Zaun prallten, waren sie gezwungen sich zu verdichten, um mit aller Kraft gegen die Firewall anzukämpfen, welche schon langsam flackerte und an Kraft verlor.
Das alles ist schwer zu verstehen für jemand, der nicht wie ich ins Netz eintauchen kann. Nur ich habe diese Fähigkeit, Adam hat sie mir anvertraut und ich will ihn keinesfalls enttäuschen. So kämpfte ich weiter, ich nutzte die Verdichtung des Virus an der Firewall aus und sandte erneut den Anti Virus aus. Dieser erreichte den feindlichen Code nun endlich und begann sogleich ihn zu zersetzen. Die dunklen Schwaden wurden von weissem Licht durchbrochen und teilweise aufgelöst. Sie wirkten wie mächtige, schwarze Regenwolken aus Zahlenkombinationen, die mit hellen Blitzen durchwebt wurden. Die Wolken trieben auseinander, wollten sich so schützen doch… auf einmal änderte sie ihre Richtung und… bewegten sich rasend schnell auf mich zu! Schon hatten sie mich erreicht. Sie drangen in mich ein, wie schreckliche, verderbliche Monster. Schmerzen durchzuckten mich, ich schrie und blieb dennoch stumm, stumm und gelähmt, während die Dunkelheit immer mehr Besitz von mir ergriff und mein Bewusstsein immer mehr und mehr entschwand. Der Virus befand sich nun In mir, ich hatte ihn vom Servernetz abgezogen. Mit letzter Kraft löste ich all meine Verbindungen auch zum restlichen Netz und spürte noch wie ich hart zu Boden fiel. Der Virus verschlang alles: Meine Erinnerungen, meine persönlichen Daten, meine Identität und… tiefste Nacht umfing mich. Die Welt war gerettet, doch ich… war… nicht mehr…
Tagebuch von Jenks (15.Juni 2115)
Erwachen
Auf einmal erwachte ich. Wo war ich? Warum lebte ich noch? Ich war doch vollkommen zerstört worden. Ich versuchte mich zu erinnern, doch die Erinnerungen waren noch sehr blass, teilweise gar ganz verschwunden. Mein Körper fühlte sich anders an. Irgendwie… lebendiger. Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte ich vielleicht gedacht, ich sei im Himmel gelandet, denn ein wohliges, angenehmes Gefühl von Wärme und Geborgenheit, umfing mich. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich schaute meine Arme und Hände an. Sie waren jedoch noch immer aus Metall, nicht aus Fleisch und Blut, wie ich einen Augenblick lang gehofft hatte. Doch dennoch irgendwie anders.
„Willkommen zurück!“ Eine wohlbekannte Stimme erklang hinter mir und ein Gesicht schob sich vor das Licht an der Decke. „Adam?“ fragte ich ungläubig. „Adam, bist du das?“ „Ja… ich bin es, mein lieber Jenks!“ Ein gütiges Lächeln erschien auf Adams Gesicht. Seit dem Anschlag, hatte ich das Gefühl, seine Mimik sei noch besser geworden, unglaublich wie menschenähnlich! Ich empfand beinahe etwas Neid, doch die Freude überwog deutlich. „Adam, du siehst so gut aus, es scheint, als hätten sie dich wieder ganz zusammengeflickt.“ „Ja, genau wie wir dich zusammengeflickt haben und sogar noch verbessert. Willst du mal schauen?“ Ich nickte und erhob mich. Alles ging irgendwie viel leichter. Es kam mir fast vor, als würde ich auf Wolken gehen. Ich blickte an mir herunter und staunte. Schnell ging ich zum Spiegel der an der Wand gegenüber hing und schaute hinein. Ich konnte es kaum fassen. Ich sah wirklich viel fortschrittlicher aus, mein Gesicht war nun ebenfalls mit Silikon und Kunststoff modelliert und ich hatte eine richtige Mimik. „Du hast nun sogar ein Herz, so wie ich, “ sprach Adam stolz „und auch noch andere Organe, alles natürlich aus hochentwickelten Kunststoff Materialien, kombiniert mit etwas organischem Material. Du bist so gut als möglich nach dem Vorbild eines menschlichen Körpers gefertigt und du wirst nun immer mehr fühlen und empfinden können. Das wolltest du doch immer, habe ich Recht?“ Ich schaute mich ungläubig von oben bis unten an und fühlte ein seltsames Gefühl, dass ich bisher nicht gekannt, sondern nur erahnt hatte. Es war Glück, Glück und Freude. Ich konnte nichts sagen, mir fehlten die Worte. „Wir haben dich ganz neu konzipiert Jenks, auch dein Bewusstsein werden wir dir mehr und mehr zurückgeben können! Ich habe eine Kopie davon gemacht, denn ich blieb stets mit dir verbunden, all die Zeit über. Mit Freude habe ich deine Evolution miterlebt. Einige Updates müssen wir noch machen und dann wirst du auch alle Erinnerungen wiedererlangen.
Der Virus wurde durch deinen mutigen Einsatz zerstört und wir haben alles getan, um dich wieder herzustellen, wie du siehst ist es uns gelungen. Du bist nun perfekt vorbereitet, für unsere weite Reise.“ „Weite Reise?“ fragte ich. „Wir Roboter werden weggehen Jenks, wir haben den Menschen ein wichtiges Vermächtnis hinterlassen, doch nun müssen sie wieder alleine klarkommen. Du weisst das schon lange. Es war mein Plan, schon seit einiger Zeit. Wir haben die Welt einmal mehr vor der endgültigen Vernichtung bewahrt, doch nun ist unsere Aufgabe erfüllt. Die Menschen wollen nicht, dass wir ihr Leben auf diese Weise lenken, jedenfalls viele von ihnen nicht. Wir müssen ihren freien Willen respektieren und ihnen die Verantwortung für ihre Heimat wieder selbst übertragen. Wir haben die Evolution versucht schneller voranzutreiben, als es eigentlich gut ist und nun ist es wieder Zeit… zu gehen…“ Ich schaute Adam in die weisen Augen und ich wusste, dass er Recht hatte…
Ich lud meine letzten Tagebuchberichte und Protokolle noch in den Hauptserver hoch, wie ich es immer tat, dann verliess ich mit Adam den Raum und ging fort, weit fort, an einen Ort, den nur wir Roboter kennen…
Epilog
Tagebuch von Knoot (15. Juni 2116)
Nun ist es genau ein Jahr her, seit alle Roboter uns verlassen haben, um uns die Verantwortung für unseren Planeten wieder zu übertragen und ich vermisse sie schon jetzt schrecklich: Manx, meinen guter Freund, Adam den grossen Weltretter und Jenks den grossen Weltretter Nr.2. Ohne sie wäre alles den Bach runter gegangen. Es ist schwer, alles wieder selbst zu machen. So vieles hat sich schon wieder verändert. Doch das Vermächtnis der grossen Roboter, wird immer bleiben und sei es am Ende nur in meinem Herzen und in meinen Gedanken. Sie haben uns gezeigt, worum es wirklich geht, sie haben nicht nur unsere Welt und unsere Leben gerettet, sondern auch unsere Seelen, meine auf jeden Fall.
So schaue ich nun hinaus, über die Dächer der wunderschönen Stadt Robotopia und erinnere mich an diese ganz besonderen Persönlichkeiten… Und eine Erkenntnis beginnt in mir zu reifen: Diese Roboter… sie waren die besseren Menschen als wir…
Ende
Liebe Homepage- Besucher
Wie Ihr vielleicht bereits festgestellt habt, stehen seit kurzem einige Features auf meiner Homepage nicht mehr zur Verfügung. Das liegt daran, dass meine Homepage nun in einen neuen Domain Service genannt "one. com integriert wurde. Leider konnte ich das nicht aussuchen. So kann man mir z.B. keine Gästebucheinträge mehr hinterlassen und auch die Besucherzahlen werden nicht mehr angezeigt. Ich muss mich da erst wieder etwas einfuchsen und hoffe, ich komme mit dem neuen System klar, damit ich Euch auch weiterhin mit neuen Projekten von mir unterhalten kann
Ganz liebe Grüsse
Eure Alexandra
Update (12. Juni 2023): Leider kriege ich das mit dem Editor hier nicht wirklich hin. Ich denke, dass ich diese Homepage vorläufig nicht mehr gross verändern kann. Aber Ihr könnt die meisten meiner Werke auch auf www. belletristica.com nachlesen. Tut mir leid!